Rezension

Was nicht gesagt wird

Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Stephanie Butland

Ich treffe dich zwischen den Zeilen
von Stephanie Butland

Loveday mag Bücher. Mit Menschen hapert es dagegen schon mal. Als sie einen Gedichtband auf dem Gehweg findet und, wie bei einer zugelaufenen Katze, mit einem Aushang nach dem Besitzer des Buches sucht, lernt sie Nathan kennen. Man ahnt es bereits, da haben sich zwei Literaturfans gefunden. Nathan geht mit Loveday zu Poetry Slams und über geschriebene und gesprochene Texte nähern sich die beiden immer weiter an. Allerdings gibt es Dinge in ihrer Vergangenheit, die Loveday lieber für sich behalten will. Schließlich kommt sie aber an einen Punkt, an dem sie sich ihren Geheimnissen stellen muss und es ist wenig verwunderlich, dass die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit durch ein Buch ausgelöst wird.

"Ich treffe dich zwischen den Zeilen" beginnt bereits mit einer Liebeserklärung an Bücher. Und es ist schön, dass durch die gemeinsame Liebe für Bücher eine Liebesbeziehung entstehen kann. Stephanie Butland erzählt detailliert, allerdings ohne sich dabei in Einzelheiten zu verlieren, und schafft so eine starke Bildlichkeit. Bereits auf der ersten Seite wird zudem die Liebe zum Buch und zur Literatur deutlich gemacht. Diese Liebe lässt sich auch am Text festmachen. Wann immer über buchbasierte Themen oder über Bücher selbst gesprochen wird, wird der Schreibstil etwas poetischer.

Stephanie Butland erzählt ihre Geschichte ausschließlich aus Lovedays Sicht, wodurch eine Nähe zwischen Leser und Protagonistin aufgebaut wird, da man Einblick in deren Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Auch die Auseinandersetzung mit Lovedays Vergangenheit wird dadurch nachvollziehbarer. Zwischendurch finden sich immer wieder Poetry-Slam Texte von Nathan (später auch von Loveday) mit Vortragsdatum und -ort, die den Lesefluss unterbrechen und somit zum kurzzeitigen Innehalten anregen. Zusätzlich erfährt man so auch etwas aus Nathans Sicht, ohne, dass hierbei die Sichtweise gewechselt werden muss.

Victor Hugo hat einmal gesagt, dass die Musik das ausdrückt, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. In „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ wird dieser Satz so umgedeutet, dass es vielmehr die Poesie, und damit in gewissem Sinne auch Rhythmus und Klang, sind, die Ungesagtes zum Ausdruck bringen können.