Rezension

Was passiert eigentlich nach dem "Happy End"?

Zwei auf Umwegen - Taylor Jenkins Reid

Zwei auf Umwegen
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 5 Sternen

Taylor Jenkins Reid konnte mich bereits mit ihrem Debütroman “Neun Tage und ein Jahr” vollends überzeugen – insofern war ich sehr gespannt auf ihren zweiten, neuesten Roman, “Zwei auf Umwegen”, und wurde glücklicherweise nicht enttäuscht.

Lauren und Ryan sind bereits seit elfeinhalb Jahren zusammen, seit sechs Jahren verheiratet. Und bis vor wenigen Monaten fühlten sie sich miteinander wohl, waren glücklich gemeinsam. Doch seit einiger Zeit merken beide, dass sie in der Gegenwart des anderen ständig frustriert sind und sich gegenseitig nerven. Letztendlich eskaliert die Situation und die beiden beschließen sich zu trennen. Ein Jahr lang wollen sie sich nicht sehen, ein Jahr lang soll es eine Trennung auf Probe werden. Lauren ist sich sicher, sie braucht lediglich ein paar Tage oder Wochen ohne Ryan, um zu merken, dass sie nicht ohne ihn kann. Doch recht bald merkt sie, dass das Alleinsein gar nicht nur Nachteile mit sich bringt…

Die meisten Bücher, in denen es auch nur ansatzweise um die Liebe geht, erzählen vom Beginn einer neuen Liebe sowie deren Entstehung, deren Entwicklung. Der Leser wird Zeuge des ersten Kennenlernens, des ersten Dates, ersten Kusses. Es folgt der erste Streit, die darauffolgende Versöhnung und im Idealfall irgendwann später das Happy End, oft mit einem Heiratsantrag oder einer Hochzeit. Kaum jemand erzählt davon, wie es nach dem happily ever after weiter geht. Reid erzählt hier aber genau das – sie erzählt von einer Ehe, einer Beziehung nachdem die rosaroten Brillen abgenommen wurden. Und das ist eine ganz wunderbare Abwechslung.

Im ersten Teil von insgesamt fünf Abschnitten werden die wichtigsten Punkte in Laurens und Ryans Beziehung dargestellt – ein kurzer Zeitraffer der wichtigsten Ereignisse ihrer Beziehung sozusagen. Wie sie sich am College kennen lernten, wie ihr erstes Date verlief, und noch mehr. Mehrere kurze Kapitel mit den bedeutendsten Ereignissen, bis hin zur heutigen Gegenwart, kurz vor der Trennung der beiden. Diesen kurzen Abriss fand ich sehr gut – man konnte schnell, aber trotzdem ausführlich genug die beiden Charaktere und ihre Beziehung kennen lernen, sich ein Bild von beidem machen und war nach dem ersten Teil bereit für die weitere Geschichte.

Ich fand es unheimlich spannend, mal eine etwas andere Liebesgeschichte zu lesen, die vor allem nicht die üblichen Abläufe beinhaltet und damit auch sehr viel weniger vorhersehbar war. Außerdem geht es gar nicht einmal so sehr um Lauren und Ryan sowie deren Trennung, sondern auch vor allem um Laurens Familie und das Geschehen in dieser. So habe ich mich beispielsweise sehr zu Laurens Schwester Rachel verbunden gefühlt, da ich einige Parallelen zu mir selbst entdecken konnte. Auch geht es nicht vorrangig darum, dass Lauren und Ryan wieder zusammen kommen, sondern vielmehr um den Umgang mit dieser Trennung. Das Arbeiten an deren Beziehung, das Nicht-Aufgeben, das Entdecken seiner eigenen Wünsche. Dadurch würde ich diesen Roman gar nicht unbedingt als reinen Liebesroman bezeichnen, da es um so viel mehr geht.

Wie auch schon bei “Neun Tage und ein Jahr” mochte ich auch hier wieder sehr den Erzählstil der Autorin, welcher trotz der etwas traurigeren Thematik in keinster Weise irgendwie bedrückend wird. Tatsächlich musste ich eher öfters laut lachen, da die Charaktere so wunderbar miteinander harmonieren und schlichtweg eine ganz sympathische, liebenswerte Familie darstellen, dass man sich ihnen schnell verbunden fühlt. Als ich anfangs noch dachte, dass ich mir vielleicht beide Erzählperspektiven gewünscht hätte – sowohl die von Lauren aber auch die von Ryan, um seine Sichtweise zu erfahren, kam schon wenige Seiten später eine tolle Lösung dieses “Problems”, welche ich aber noch nicht verraten möchte.

“Neun Tage und ein Jahr” und “Zwei auf Umwegen” harmonieren nicht nur optisch miteinander – ich mochte auch den Inhalt beider Bücher sehr gerne. Tatsächlich habe ich aber “Zwei auf Umwegen” noch einen ganzen Tick mehr gerne gelesen – insofern gibt es eine ganz große Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman. Wer eine subtilere Liebesgeschichte über das Geschehen nach dem üblichen Happy End lesen möchte, sollte sich Laurens und Ryans Geschichte nicht entgehen lassen.