Rezension

Was Träumer alles können…

Geschichten aus Nian - Lindenreiter - Paul M. Belt

Geschichten aus Nian - Lindenreiter
von Paul M. Belt

Bewertet mit 5 Sternen

»Ach Papa, denk doch nur, wie man auf einem solchen Blatt über das Meer fahren oder es an einem Mast als Segel benutzen könnte! Einen Sonnenschirm könnte man daraus bauen oder … ja, man könnte sich daran festhalten, wenn es abfällt, und mit ihm wie ein Winddrachen durch die Lüfte fliegen!«

Nian – ein Land, in dem Menschen und Tiere winzig klein sind, Pflanzen und Bäume aber ihre normale Größe haben und dadurch zwangsläufig riesig erscheinen. Ein Land, in dem eine vom Baum fallende Eichel eine tödliche Bedrohung darstellt und man den Kindern daher beibringt, zu Bäumen einen gehörigen Sicherheitsabstand einzuhalten. Ein Land, in dem die Küstenbewohner sich nur mit größter Vorsicht dem Meer nähern, kann doch eine einzige Welle ihr Ende bedeuten. Und trotzdem auch ein Land, das große Träumer hervorbringt – und was die bewirken können, wird in den hier vorliegenden ersten Geschichten aus Nian wunderschön beschrieben.

 

Die drei Geschichten sind in sich abgeschlossen und fügen sich doch zu einer großen Geschichte zusammen. In jeder durfte ich junge Träumer und Träumerinnen kennenlernen, die es schaffen, in ihnen verborgene besondere Begabungen zu entdecken und zu nutzen.

Von der ersten Seite her zog mich das Buch in seinen Bann. Fasziniert las ich von dem Jungen, der davon träumte, auf einem Blatt zu fliegen. Das war so schön, so intensiv beschrieben, dass ich mir sicher war: Hätte ich das Buch als junges Mädchen gelesen, ich hätte sehnsüchtig auf den nächsten Baum und seine Blätter gestarrt ;-)

Aber nicht nur die phantastischen Schilderungen sind es, die den besonderen Reiz des Buchs ausmachen. Da ist diese große Verbundenheit mit der Natur, die sich durch die ganze Handlung zieht. Der Respekt vor dem „Anderssein“, denn alle Träumer im Buch sind vor dem Entdecken ihrer jeweiligen Begabungen zunächst dadurch aufgefallen, dass sie in irgendeiner Art „anders“ sind als die Masse. Und nicht zuletzt wird es auch spannend, denn eine gewaltige Macht bedroht Nian, die Lage scheint aussichtslos. Ob die Träumer ihr Land retten können?

 

Der Stil gefiel mir sehr, alles ließ sich leicht lesen. Auch witzige Elemente fehlten nicht, beispielsweise habe ich mich über die verschiedenen Arten, in denen Bäume, Pflanzen oder Elemente sprechen, sehr amüsiert. Meiner Meinung nach eignet sich das Buch für alle Altersklassen, dafür spricht auch die Widmung:

»Für alle großen und kleinen, inneren und äußeren Kinder, Träumer und all diejenigen, die hierin einen Teil von sich wiederentdecken.«

 

Fazit: Ein wunderschönes Buch über eine faszinierende Welt, von der ich noch viel mehr lesen möchte!