Rezension

Was vom Leben bleibt

Die Liebe, die uns bleibt - Jenny Eclair

Die Liebe, die uns bleibt
von Jenny Eclair

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schweren Herzens entschließt sich Edwina dazu, ihr Haus zu verkaufen. Es ist zu groß, zu leer geworden. Sie geht durch die Räume, öffnet Schubladen und Schränke, sortiert und erinnert sich fast mit jedem Gegenstand an die Geschichte ihrer jungen Ehe, ihre Kinder, die glücklichen und traurigen Tage.
Dieser erste Abschnitt hat mich sofort für das Buch eingenommen. Wie Edwina ihre Gedanken frei schweifen lässt, sich an die Absurdität mancher Alltagssituationen erinnert und in Rückblenden ihr Leben und das Leben ihrer Familie beschwört, hat mich fasziniert. Dann wendet sich der Familienroman den anderen Mitgliedern zu und wir erfahren die Familiengeschichte aus anderen Blickwinkeln. Dabei schimmert auch die Ära des 60iger Jahre Londons durch. Jugendrebellion, die Musik, die Drogen, die immer mehr aufkommen. Damit erfahren wir auch von den vielen Verletzungen und Brüchen in Edwinas Leben.
Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Die Autorin hat immer wieder mit gekonnt platzierten Seitenhieben für einen witzigen Touch gesorgt und mit diesen leicht ironischen Zwischentönen auch die „Londoner Society“ treffend beschrieben. Die Welt der Privatschulen und Bällen und den Gesellschaftsspalten in der Zeitung, der der Wind der neuen Zeit entgegen weht. An diesen kleinen, treffenden Einfällen merkt man der Autorin ihre Erfahrung als Comedian an. Sie weiß, wie und wann sie Pointen setzen muss.
Bis auf Edwina, deren Charakter mir sehr gut gefallen hat, fand ich allerdings die anderen Beteiligten fast ein wenig blass und hölzern dargestellt. Da fehlten mir manchmal die Zwischentöne. Ich hatte mir nach der Beschreibung und des ersten Kapitels fast ein wenig mehr versprochen. Aber als Fazit bleibt mir das Buch als melancholisch-schöne Familiengeschichte in Erinnerung.