Rezension

Was wäre wenn?

Finderlohn
von Stephen King

„Finderlohn“, der neue Roman von Stephen King, ist der zweite Band der Bill Hodges Trilogie. Bill Hodges, wer war das nochmal? Richtig, das war der pensionierte Detective des preisgekrönten Vorgängerbandes „Mr. Mercedes“, der gemeinsam mit Holly Gibney und Jerome Robinson besagten Killer jagte und dingfest machte. Und da das Böse bekanntlich niemals schläft, haben sie bereits einen neuen Fall in petto.

Die anderen Hauptfiguren sind Morris Bellamy, Die hard-Fan des erfolgreichen Autors John Rothstein, und Pete, der Sohn von Tom Saubers, dessen arbeitssuchender Vater vor einigen Jahren von Mr Mercedes überfahren wurde. Das Schicksal der beiden wird durch die Beute verknüpft, die Bellamy macht, als er den zurückgezogen lebenden Autor zuhause überfällt und tötet, nicht ohne dessen unveröffentlichten Manuskripte und eine größere Menge Bargeld mitzunehmen. Seine Beute versteckt er, bevor er eines schweren Verbrechens angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Nach Jahrzehnten wird er wegen guter Führung auf Bewährung entlassen und macht sich schnurstracks zu diesem Versteck auf. Vergebens, denn fünf Jahre zuvor hat Pete dieses zufällig entdeckt und leer geräumt. Blindwütig vor Zorn macht sich Bellamy auf die Suche nach demjenigen, der ihn bestohlen hat. Aber Bill Hodges wäre nicht der, der er ist, wenn er nicht alles in seiner Macht stehende tun würde, um Pete vor dem rachsüchtigen Mörder zu schützen, aber die Zeit arbeitet gegen ihn…

Besessene Fans, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, gibt es in allen Bereichen. Man denke nur an das, was John Lennon geschah. Und es scheint, als ob die Frage „Was erwartet der Leser von einem Autor? Und was geschieht, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden?“ auch Stephen King umtreibt, denn bereits in dem vor fast dreißig Jahren erschienenen „Misery“ macht er diese Fragestellung zum Thema seines Romans. Aber im Gegensatz dazu ist „Finderlohn“ wesentlich differenzierter, da King sich hier nicht nur auf die Beziehung Autor/Leser sondern auch auf die Beziehung Leser/Werk beschreibt und gleichzeitig die Sozialisation eines Lesers stellvertretend an Pete Saubers betrachtet. Und natürlich fehlen auch die detaillierten Beschreibungen des kleinstädtischen Lebens nicht. Als besonderes Sahnehäubchen gibt es viele verborgene Querverweise zu bekannten Literaten und deren Werken, die der aufmerksame Leser bei näherem Hinschauen erkennen kann.

Ein spannender Thriller aus der Feder Stephen Kings – der abschließende Band wird ungeduldig erwartet!