Rezension

Was wäre wenn...?

Der Brief
von Carolin Hagebölling

Bewertet mit 4 Sternen

Eine gefühlvolle Geschichte, die weniger erklärbar ist, sondern vielmehr philosophisch hinterfragt werden sollte. Das Buch kann in Kurzform mit diesen Worten beschrieben werden: „Was wäre wenn…“

Zum Inhalt 
Marie ist glücklich mit ihrem Leben: Sie führt eine erfolgreiche Beziehung mit ihrer großen Liebe Johanna, kann sich mit ihrem Job als Journalisten gut über Wasser halten und ist rundum zufrieden. 
Diese Situation ändert sich allerdings schlagartig, als sie einen äußerst verstörenden Brief erhält. Adressiert an Marie Kluge, jedoch mit einer Pariser Adresse; versendet von Christine Hausmann –einer Schulfreundin – ebenso mit falscher Adresse. Weitaus verwirrender ist jedoch der Inhalt des Briefes. Es ist die Rede von einem Viktor, mit dem Marie anscheinend glücklich zusammenlebt und Christine erzählt von einem Kind, das nie das Licht der Welt erblicken durfte. 
Auf der Suche nach der Wahrheit gerät nicht nur Maries Leben durcheinander, besonders ihre alte Freundin Christine ist sehr getroffen von dem Brief. Als es nicht bei einem Brief bleibt, beschließt Marie, dem Rätsel in Paris nachzugehen – dort, wo sie ja laut Adressat ist. Nun trifft sie auf ein Leben, welches ihr im gleichen Moment unendlich vertraut ist, obwohl es doch völlig fremd sein sollte. 

Zur Leseerfahrung 
Die gut 200 Seiten habe ich an einem gemütlichen Wochenende im Liegestuhl verschlungen. Die Story fesselt die Aufmerksamkeit des Lesers, der unbedingt verstehen will, was da vor sich geht. Das Erzähltempo empfand ich sehr angenehm, auf langatmige Passagen wurde verzichtet, vielmehr wird die Geschichte temporeich erzählt, ohne dabei hektisch zu wirken. Das Personal ist authentisch und liebenswürdig, der Leser kann so gut mit den Charakteren mitfühlen, miträtseln und mitleiden. 
Ein großer Schwachpunkt ist jedoch in meinen Augen das Ende. Ich habe auf eine einfach Erklärung gehofft, die alles auflöst und begreiflich macht. Jedoch sollte man bei diesem Buch keine logische Erklärung erwarten, diese ist schlichtweg nicht vorhanden. Man sollte dieses Buch eher von der philosophischen Sichtweise betrachten und darauf Rückschlüsse auf sein eigenes Leben ziehen. 
Dadurch dass ich jedoch die Erwartungshaltung hatte, dass am Schluss alles erklärlich und logisch ist, hatte ich das Gefühl ein wenig in der Luft zu hängen und schloss das Buch nach der letzten Seite etwas enttäuscht. 

Zum Fazit 
Eine gefühlvolle Geschichte, die weniger erklärbar ist, sondern vielmehr philosophisch hinterfragt werden sollte. Das Buch kann in Kurzform mit diesen Worten beschrieben werden: „Was wäre wenn…“ 

Zu den Eckdaten 
Titel: Der Brief 
Autor: Carolin Hagebölling 
Verlag: dtv premium 
ISBN: 978-3423261463 
Seiten: 219 
Preis: 14,90 €