Rezension

Was war das denn??

Schattenschrei
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Schattenschrei“ ist der 3. Teil der Victoria-Bergman-Trilogie von Erik Axl Sund. Die 3 Teile sind nicht in sich abgeschlossen, sondern behandeln einen zusammenhängenden Fall, so dass es sich empfiehlt, die Bücher in der entsprechenden Reihenfolge zu lesen.

Kommissarin Jeanette Kihlberg ermittelt weiter in 2 parallel laufenden Fällen: Die ermordeten Jungen und die Toten aus der Sigtuna-Clique. Nachdem die beiden verdächtigten Frauen – ehemalige Schülerinnen des Internats – tot aufgefunden wurden, scheint dieser Fall abgeschlossen zu sein. Einzig und allein verschollen bleibt: Victoria Bergman. Sofia Zetterlund kämpft immer mehr mit ihrer multiplen Persönlichkeit. Die Wechsel zwischen Victoria und Sofia werden immer kürzer, eine Art Selbstheilungsprozess beginnt. Wird der Mörder der Jungen ermittelt?

Nachdem mir die ersten beiden Teile dieser Trilogie eigentlich ganz gut gefallen hatten, stellt dieser letzte Teil dann alles bisher Geschriebene und Gelesene auf den Kopf. Die Kapitel sind kurz und knapp und springen rasant zwischen damals und heute, zwischen Victoria und Sofia und diversen Perspektiven hin und her… Was als temposteigerndes Stilmittel gedacht war, hat bei mir teilweise jedoch nur für Verwirrung gesorgt. Und auch inhaltlich folgte eine Enttäuschung auf die nächste: Madeleine als Mörderin wird so dermaßen flach geschildert, dass es mich nicht überzeugen konnte. Dafür werden an anderen Stellen die Beschreibungen extrem übertrieben (Kunstwerke aus Körperteilen etc.), pure Effekthascherei, die aber leider auch keine große Spannung, sondern lediglich Widerwillen erzeugt.

Aufgebläht wird dieses Buch durch viele Nebenschauplätze, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben und anscheinend einfach nur die Seiten fühlen sollen: Jeanette und Sofia liegen zum wiederholten Male schweißnass in den Laken, Ivo Andric findet seinen totgeglaubten Bruder wieder, Jens Hurtig wird plötzlich zu einer Hauptperson aufgebaut…. Alles Nebensächlichkeiten, die davon ablenken sollen, dass den Autoren der Erzählstoff ausgegangen ist und die Geschichte kürzer und spannender in einem Buch erzählt worden wäre. Am meisten geärgert hat mich aber, dass in diesem Band alles über den Haufen geworfen wurde, was man sich in den Bänden davor mühsam angelesen hatte. So klärt sich das Schicksal von Gao Lian, dem armen, von Sofia eingesperrten Jungen, auf äußerst seltsame Weise… Die Lösung am Schluss ist dann überraschend. Nicht, dass ich etwas gegen überraschende Wendungen und Auflösungen hätte, wenn diese dann aber alles Vorherige ad absurdum führen, fühlt man sich als Leser dann doch irgendwie veräppelt. Was vermutlich als Knalleffekt gedacht war, hat mir nur noch ein müdes Lächeln entlockt, zumal die Auflösung äußerst kurz und lieblos präsentiert wird. Am Ende überwiegt die Erleichterung diese Trilogie geschafft zu haben. Ich glaube nicht, dass ich noch weitere Bücher von diesem Autoren-Duo lesen würde.