Rezension

Was wirklich geschah

Locked in - Holly Seddon

Locked in
von Holly Seddon

Bewertet mit 5 Sternen

Die fünfzehnjährige Amy verschwindet auf dem Heimweg von der Schule nach Hause spurlos. Niemand weiß, wo sie ist und keiner hat sie gesehen, erst nach Tagen wird sie in einem einsamen Waldstück gefunden. Mit schweren Misshandlungen wird sie ins Krankenhaus gebracht. Dort liegt sie auch heute, fünfzehn Jahre später, immer noch. Sie liegt im Wachkoma und niemand weiß, ob sie je wieder aufwachen wird. Als die Reporterin Alex, die einen Artikel über die Wachkomastation schreibt, auf Amy aufmerksam wird, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Doch Alex hat ganz viele eigene Probleme und für sie beginnt nicht nur eine aufregende Jagd nach dem Täter, sondern auch ein Kampf mit und gegen sich selber. Gemeinsam mit Amys damaligen Freund Jacob, Jake, beginnt sie in der Vergangenheit zu wühlen und schnell wird klar, dass auch Amy ihre Geheimnisse hatte.
 
Meine Meinung:
 
Dieses Buch zog mich gleich von der ersten Seite an in seinen Bann. Mir ist es schon lange nicht mehr passiert, dass ich so tief in einer Geschichte drin war, dass ich nicht merkte, wie schnell die Zeit beim Lesen verging. Der Schreibstil ist sehr eindringlich und sehr außergewöhnlich, die Sprache flüssig zu lesen und sehr prägnant. Man wird in die Geschichte gezogen und will einfach immer mehr wissen. Die Kapitel sind kurz und wechseln sowohl in der Perspektive als auch in der Zeit. So verfolgen wir Alex und Jacob, aber auch ein paar andere Personen, diese jedoch eher unregelmäßig, in der Gegenwart und bekommen durch Amy ein paar Rückblicke auf die Vergangenheit. Da über jedem Kapitel sowohl der Name der handelnden Person als auch das Datum steht, war es leicht nachzuverfolgen, um wen es da gerade geht. Dabei sind die Kapitel sehr kurz gehalten und verlocken dazu, immer noch ein Kapitel mehr lesen zu wollen und das Spannungslevel recht konstant hoch zu halten. Ab und zu gab es mal ein kurzes Kapitel, bei dem ich mich fragte, was genau das jetzt sollte, aber zum Schluss hin, gaben dann alle kleinen Puzzleteile ein großes stimmiges Gesamtbild. Schön waren auch die vielen kleinen Wendungen, die es gab und mich immer wieder in die Irre leitete. Ich hatte bis zum Ende hin keine Ahnung, wer denn nun tatsächlich der Täter war.
Auch die Themen des Buches fand ich sehr interessant, so ging es hier nicht nur um das Wachkoma, sondern auch den Alkoholismus der Journalistin Alex und wie dieser weitestgehend ihr Leben im Griff hat. Auch das Thema Wachkoma war interessant, wobei ich nicht einschätzen kann, in wie weit so etwas möglich ist oder ob es sich um reine Fiktion handelte. Ich fand es auf jeden Fall sehr interessant und gut umgesetzt.
Die Charaktere waren alle sehr gut und in ihrem Handeln glaubwürdig dargestellt. Alex tat mir zuerst sehr leid, aber es war interessant zu verfolgen, wie sie an ihrer eigenen Aufgabe, nämlich Amys Fall aufzuklären, wächst. Je mehr sie ihre "Beziehung" zu Amy aufbaut, desto besser scheint es ihr zu gehen. Aber auch andere Charaktere, wie z. B. Jacob waren einfach sehr menschlich dargestellt. Jeder hatte seine Ecken und Kanten und ich hatte einfach das Gefühl, die Charaktere gut kennenzulernen und einschätzen zu können.
 
Mein Fazit:
 
Ein wirklich sehr gelungenes Debüt, das vom Thema sehr interessant war. Die Autorin hat einen sehr einprägsamen, flüssigen Schreibstil, der mich nur so in die Geschichte zog. Die Charaktere bleiben menschlich, mit Fehlern, aber auch ihren guten Seiten und ich konnte eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Ein Buch, das ich sehr gerne und bedenkenlos weiterempfehlen möchte. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen!