Rezension

Was zu beweisen war

Das Joshua-Profil
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Dreizehn Leichen, elf vergewaltigte Frauen, sieben Verstümmelungen, ebenso viele Entführungen und zwei an ein Heizungsrohr angekettete Schwestern, die qualvoll verhungern würden, sollte man sie nicht rechtzeitig finden.“ S. 13. Neiiiiiin, kein gestörter Massenmörder, so sieht nur am frühen Nachmittag die Bilanz eines Krimi- und Horrorautors aus. So sieht die Bilanz von Max Rhode aus. Und er ist eigentlich ein ganz lieber, wenn auch nicht sehr erfolgreicher Autor, denn nach seinem Erstlingserfolg „Die Blutschule“ waren seine Folgewerke eher Kassengift. Dafür hat er eine tolle Pflegetochter, die zehnjährige Jola, eine erfolgreiche Ehefrau, Pilotin Kim und…nun ja, Kim. Da gibt es einige Probleme, aber die beiden wollen es versuchen. Also nichts Besonderes. Nur die Angst bei Benzingeruch.

Nichts Besonderes? Max hat einen Bruder, Cosmo, der als verurteilter Pädophiler in einer geschlossenen Anstalt sitzt und zu dem er keinen Kontakt mehr hat. Und dann wird er zu einem Unbekannten Fast-Selbstmörder in ein Krankenhaus gerufen und hört Seltsames: „…Joshua hat sie auserwählt.“ S. 24 Und danach bricht sein Leben zusammen, wie er es kannte. Es beginnt mit seiner geliebten Jola. Aber wäre Max wirklich zu den Taten fähig, die man ihm bald vorwirft?

Hm. Also, ich habe hier und in anderen Foren so einiges an „Fitzek-Bashing“ erlebt, mochte aber einige seiner frühen Bücher. Das hier habe ich in ziemlich kurzer Zeit inhaliert, war aber so nach 150-200 Seiten etwas überfordert: Als Film würde mich die Handlung begeistert haben, so ein reißerischer Action-Kracher à la „Die Hard“, wenn auch nicht ganz so lakonisch, aber als Buch fand ich es teils etwas „zu“. Unfair, ja, aber zu viel, zu "das auch noch", zu viele Akteure, Täter, Handlungsstränge. Das dann aber als perfekte Unterhaltungsliteratur mit einem durchaus originellen Grund-Plot. Oder mehreren?

Für Sensible: es wird geprügelt, es wird ge- und erschossen, es wird entführt, es explodiert, es wird angezündet, bedroht, betrogen, Tiere sind Opfer…und, ja, Cosmo ist ein überführter Pädophiler. Damit ist auch DAS Thema immer zumindest im Hintergrund präsent. Mich störte tatsächlich eher, dass die „Guten“ wirklich reichlich Schmerzen, Brüche, blutende Wunden, Faustschläge und so weiter erleiden mussten. Auch hier etwas „zu viel“ für mich. Aber spannend. 3 1/2 Sterne.

 

Nachsatz: Ich kann ja „Cover-Käufer“ nicht nachvollziehen. Aber dieses hier, mit den Fäden zwischen den Fingern der Hände, wobei die Hände dank Lack plastisch wirken, das hat schon was…Es steht nur "Fitzek" drauf, der Vorname dann nur drinnen, naja. Und dem HC hat man ein Lesebändchen gegönnt!

Folgebuch: folgerichtig wäre Max Rhode (also, eigentlich Herr Fitzek selbst): Die Blutschule
Oder Philip K. Dick: Minority Report