Rezension

We were young and wild and free...

Barbarentage - William Finnegan

Barbarentage
von William Finnegan

Bewertet mit 4 Sternen

William Finnegan ist politischer Journalist und Kriegsberichterstatter. Aber seine wahre Leidenschaft und Berufung ist das Surfen.  

Aufgewachsen in Kalifornien und geprägt durch ein katholisches Elternhaus wird das Surfen von Kindheit und frühester Jugend an zu seiner Religion. Mehr als nur Sport ist das Reiten der Welle eine Lebensphilosophie, die er sich bis zum heutigen Tage bewahrt hat. Die ersten Versuche startet der junge William in Kalifornien, intensiviert während eines Schuljahres in Hawaii seine Bemühungen. Als junger Erwachsener begibt er sich auf eine mehrjährige Weltreise von Welle zu Welle, Südsee, Fidschi, Australien, Bali, Thailand und Südafrika liegen auf seiner Route. Und auch noch später als er sich schon als Journalist etabliert hat, braucht er den Ausgleich des Surfens.

Aber es ist nicht nur die Suche nach der besten Welle, die ihn antreibt. Er entwickelt schon bald ein sehr soziales und politisches Gewissen. Schon als Jugendlicher auf Hawaii, herauskatapultiert aus einer wohlhabenden weißen Mittelschichtsgegend in Kalifornien erlebt er plötzlich Rassismus und soziale Ausgrenzung. Obwohl er seinen Eltern sehr verbunden ist, übt er harsche Kritik an den in den in den 50ern und 60ern durchaus noch üblichen körperlichen Strafen. Während seines Aufenthaltes in Südafrika kommt er hautnah mit dem menschenverachtenden System der Apartheid in Berührung, was mit ein Auslöser für sein politisches journalistisches Engagement wurde. Auch ist ihm die Umwelt ein großes Anliegen, kritisiert er doch unverblümt die Ausschlachtung von ehemals unberührten Ecken der Welt zu Touristendeponien.

William Finnegan kultiviert einige Männerfreundschaften, selbstverständlich alles Surfer, die seine Leidenschaft teilen. Seine Frauen müssen allerdings sehr viel Langmut und Geduld für eine Beziehung zu William aufbringen, ist er doch oft über Wochen und Monaten in seiner eigenen Welt des Surfens zu finden. Allerdings reflektiert er seine früheren Beziehungen, weiß er um seine Fehler. Mit seiner Frau Caroline, Künstlerin und später Anwältin, scheint er die perfekte Lebenspartnerin gefunden zu haben. Die Verantwortung für seine Tochter Mollie lässt ihn oftmals innehalten, überschreitet seine Grenzen nicht mehr unbedarft, wie er das als junger Mann noch gepflegt hat.

Barbarentage ist mehr als nur eine Auflistung biografischer Daten, es ist eine Schilderung eines umtriebigen Geistes, sehr maskulin und wortgewaltig. Es ist nicht unbedingt Surferfahrung nötig, um diesem Buch zu folgen (ich persönliche habe absolut keine), es mag aber über einige Längen hinweg helfen, wenn das Fachvokabular ausufert. Die wichtigsten Begriffe werden jedoch in einem Index erklärt. Aus meiner Sicht hätte ich mir etwas ausführlichere Schilderungen zu Finnegans journalistischem Engagement gewünscht.