Rezension

Wechselbad der Gefühle

Easy - Christoph Wortberg

Easy
von Christoph Wortberg

Bewertet mit 5 Sternen

„Easy“ ist diese Art Gegenwartsliteratur, die ich wirklich schätze. Obwohl es keinen bedeutsamen Spannungsbogen zu vermelden gibt, lässt sich der Roman wirklich flüssig lesen und ist auf seine Art doch interessant. Der Leser taucht in eine Familie ein – Mutter und drei Söhne. Geschrieben ist der Roman aus der Sicht des ältesten Sohnes, Alex, der sich für eine Weile um alles kümmern muss. Denn seine Mutter hat ihren Job verloren und ist seitdem so verzweifelt, dass sie ihr Bett nicht mehr verlässt.

Für Alex, gerade im Teenageralter, beginnt damit eine harte Zeit. Der Leser merkt, wie er versucht, erwachsener zu werden und Verantwortung für seine jüngeren Brüder zu übernehmen, doch es bleibt doch immer noch ein bisschen der kindlichen Naivität.

 

Mit „Easy“ spiegelt Christoph Wortberg eine nur allzu alltägliche Situation für viele deutsche Familien wieder. Somit macht es auch Sinn, dass der Roman an keinem bestimmten Ort spielt, denn ein Schicksal, wie im Buch beschrieben, lässt sich meiner Meinung nach nur schwer auf einen einzigen Punkt manifestieren.

 

„Mensch, Oma. Einfach auf Englisch – easy!“
Sie trug das Wort ein. Es passte.

Von da an nannte sie mich Easy. (S. 7)

 

Für mich als Leser war es teilweise schön, mitzuerleben, wie Alex sich durchsetzt, beispielsweise bei der Frau vom Jugendamt. Er schafft es, dass sie seine Mutter nicht zu Gesicht bekommt, wie sie tagelang im Bett liegt. Für mich als Leser war es beinahe ein Triumph, als sie im Endeffekt doof dasteht und ihr das Sorgerecht nicht entziehen kann.

 

„Easy“ ist ein wundervoller, aber gleichzeitig auch trauriger Roman. Er erzählt von einem Jungen, der um seine Familie kämpft und von einer Familie, die glücklich ist mit dem, was sie hat, auch wenn es eigentlich nicht viel ist. Er erzählt von Schamgefühl und Überwindung, von tiefer Trauer und einem neuen Anfang.