Rezension

Weckt definitiv Emotionen

Manchmal musst du einfach leben - Gayle Forman

Manchmal musst du einfach leben
von Gayle Forman

Bewertet mit 3 Sternen

ht fassen - ihre Schmerzen, ihr Unwohlsein, das sie erfolgreich auf schlechtes Essen vom Lieferservice geschoben hat war eigentlich ein Herzinfarkt. Die Botschaft ihres Arztes ist klar : Einen Ganz runterschalten. Nur ihre Familie, die lässt das irgendwie nicht zu. Ehefrau und Mutter, das sind Rollen die sich nicht mit Ruhe und Entspannung vertragen. Als sie das Gefühl hat, dass gar nichts mehr geht packt Maribeth ihre Koffer und haut ab. Jetzt ist es Zeit, dass mal sie an erster Stelle steht..

Was man Gayle Forman definitiv zugestehen muss ist, dass sie beim lesen und Leser Emotionen weckt. Im ersten Drittel des Buches liegt diese Aufgabe bei Maribeths Familie - ich hab beim Lesen phasenweise Schnappatmung bekommen bei all der Dreistigkeit, der Undankbarkeit und der Unselbstständigkeit, die dieser Haufen auf eine Frau kurz nach einer ernsthaften OP abwälzt. Aber das war auch definitiv notwendig, wäre all das nicht ein bisschen überspitzt dargestellt gewesen hätte man Maribeths folgenden Entschluss wohl noch nicht mal in der Theorie nachvollziehen können.
Denn im folgenden ist sie es, über die der Leser ab und an den Kopf schütteln muss. Ich verstehe ihr Bedürfnis nach Ruhe und Erholung, Himmel, bei dieser Familie hätte ich auch erstmal eine Weile meine Sachen gepackt um wieder gesund zu werden, aber die eigenen Kinder (noch recht klein, nur nebenbei bemerkt) allein lassen ohne zumindest vorher mal mit ihnen zu reden? Einen Zettel hat sie geschrieben. Kurzschlussreaktion, schon klar. Aber dann kann man danach zumindest mal das Telefon in die Hand nehmen. Auch nicht die eleganteste Lösung, hätte die beiden kleinen aber bestimmt ein bisschen beruhigt. Vollkommener Egoismus ist einfach nicht mehr drin, wenn man Nachwuchs in die Welt gesetzt hat.
Das "Was" kann ich also absolut nachvollziehen, finde ihre Entscheidung richtig und wichtig. Das "Wie" ging mir allerdings gewaltig gegen den Strich. Maribeth guckt sich im Laufe ihres Selbstfindungstrips kaum nach anderen Menschen um - ein bisschen Egoismus hat sie gebraucht, die Ladung die sie bekommen hat war zu viel. 

Ansonsten war Formans Buch nett zu lesen - nachdem man mal mit Maribeth diese stressige Familie hinter sich gelassen hat kann man richtig fühlen, wie ihre eigene Entspannung auf den Leser überschwappt. Die Charaktere, die Maribeth auf ihrer Reise begegnen sind allesamt zauberhaft, Maribeths Weg zurück zu sich selbst ist ermutigend und gibt auch dem Leser irgendwie Kraft.

Alles in allem war es mir aber doch auch etwas zu vorhersehbar, wie sich die Geschichte entwickeln wird und wie sie dann letztendlich endet. Aber gut - Forman schreibt wundervoll flüssig und lässt auch eine Geschichte mit kleineren und größeren Schwächen zu einem netten Leseerlebnis für zwischen durch werden.