Rezension

Weihnachtlicher Liebesroman mit viel Licht, aber auch deutlichen Schatten!

The Twelve Days of Dash and Lily - Rachel Cohn, David Levithan

The Twelve Days of Dash and Lily
von Rachel Cohn David Levithan

Alle Jahre wieder gibt es die Weihnachtszeit. Weg vom hektischen, stressigen Alltag hin zur Besinnlichkeit, zum familiären Zusammensein und zum Feiern eines gemütlichen Festes. Um mich schon ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen, um nicht nach einer letzten anstrengenden Schulwoche unvorbereitet und prompt in die Festtage entlassen zu werden, habe ich zum zweiten Band der „Dash & Lily“-Reihe in meinem Bücherregal gegriffen, dass mir freundlicherweise der cbt-Verlag zur Verfügung gestellt hat, „Neuer Winter, neues Glück“. Das Einsteigerbuch habe ich nicht gelesen, doch sei allen Interessierten versichert, dass man diese Fortsetzung sorgenlos, auch ohne das vorherige Buch gelesen zu haben, lesen kann. Meine Hoffnung war, dass mich in dieser Lektüre eine leicht zu lesende, spaßige und leichte Liebesgeschichte erwartet, die mich durch den winter- und weihnachtlichen Erzählzeitpunkt in entsprechende Stimmung und Vorfreude versetzen kann. Ob sie das geschafft hat, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.

 

Vorliegende Lektüre ist in zwei verschiedenen Erzählperspektiven erzählt, die wiederum von zwei verschiedenen Autoren verfasst wurden, und glücklicherweise unterscheiden sich die beiden Schreibstile nicht insofern voneinander, als dass kein flüssiges Leseerlebnis gewährleistet werden könnte. Auch wenn ich als Leser eine kurze Eingewöhnungsphase nötig hatte, so habe ich mich dann doch schnell in das Szenario eingefunden und mich dort wohlgefühlt. Alle Figuren wurden lebendig und glaubhaft dargestellt, sie wuchsen mir relativ schnell ans Herz und ich konnte mich mit ihnen anfreunden – bis auf eine.

 

Wenn eine der beiden Hauptfiguren eine anstrengende Person ist, die dem Leser fast ausschließlich auf den Geist geht, wirkt sich das stark auf den Gesamteindruck vorliegenden Buches aus. Dabei nehme ich jetzt auch kein Blatt vor den Mund, indem ich sage, dass mir die Protagonistin Lily total unsympathisch war. Sie streckt mittendrin in einer Gefühlskrise, in welcher sie eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchmachen muss – alles schön und gut, das ist verständlich; das hat jeder von uns schon einmal erlebt. Jedoch, und das ist der große Haken an der ganzen Sache, ist sie nicht geeignet, eine „perfekte romantische Komödie“ auf den Schultern zu tragen, wie ein Auszug aus der Buchkritik der Zeitschrift „Publishers Weekly“ verspricht. Hier artet die Geschichte oft in ein Gefühlsdrama aus, das sich nicht einmal lebensecht anfühlt. Lily tut so, als wäre sie ein Engel, der den Menschen erschienen ist, und jetzt hat sie auch mal das Recht, sich schlecht zu benehmen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und der ganzen Welt zu zeigen, dass sie nicht nur die stille, brave Lily ist. Dabei erwartet sie von jedem einzelnen Menschen um sie herum, dass der- oder diejenige nachvollziehen muss, wie sie sich fühlt, und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um ihr aus dieser Krise zu helfen. Dabei nehmen ihre Mitmenschen allerlei in die Hand, um Lily zu helfen – doch bald macht es schon den Anschein, als räkele sie sich in ihrer Position, in welcher sie die anderen in der Hand hat, da diese alles machen, was sie sich wünscht. Das klingt jetzt alles sehr theoretisch für jedermann, der das Buch noch nicht gelesen hat.

 

Der Punkt ist, dass Lily vor allem ihrem Freund Dash, der sich ebenfalls rund um die Uhr darum bemüht, die Beziehung zwischen beiden aufrecht zu erhalten, da auch er nicht verstehen kann, warum Lily so tickt, wie sie tickt, aber die Liebe zu ihr auch nicht aufgeben möchte. Entschuldigung, aber hört sich das für irgendjemanden, der den Klappentext des Buches kennt, nach einer „perfekten romantischen Komödie“ an? Für mich jedenfalls nicht.

 

Dem entgegen wirken können einige sehr sympathische Figuren, die mir sehr ans Herz wachsen konnten, und die ich gerne durch das Buch begleitet habe. Dabei konnte mich auch der Protagonist Dash sehr überzeugen, der mit einer leicht zurückhaltenden, aber zuvorkommenden und liebenswürdigen Art angenehm überrascht hat. Auch die Familienmitglieder der beiden Liebenden wirken sehr plastisch und fügen sich ohne weiteres in das Szenario mit ein. Beziehungen untereinander werden realistisch und nachvollziehbar dargestellt.

 

Der Geschichtsverlauf fällt sehr dürftig aus, dafür wird viel Wert auf die innere Hin- und Hergerissenheit von Lily gelegt, was an einigen Stellen in Ordnung, aber auf Dauer in einer weihnachtlichen Liebesgeschichte doch nervig ist. Hingegen überzeugen konnten mich die humorvollen Gespräche untereinander, die von großer Menschlichkeit zeugen und den Tiefgang einzelner Person nochmals verdeutlichen.

 

Ein zweiter und letzter großer Kritikpunkt ist, dass an keiner Stelle auch nur im Ansatz Weihnachtsstimmung erzeugt werden konnte, was ich für ein Buch, welches sich als weihnachtliche Liebesgeschichte ausgibt, fatal finde. Schade drum.

 

„Dash & Lily: Neuer Winter, neues Glück“ ist ein Buch, auf welches ich nur zwiegespalten zurückschauen kann. Sympathische Personen und ein guter Schreibstil stehen einer anstrengenden Protagonistin und keiner aufkommenden Weihnachtstimmung gegenüber. Es ist kein schlechtes Buch, aber eines, das ich sicherlich sehr bald vergessen haben werde.