Rezension

Weit in die Vergangenheit

Im Wald
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieser Fall führt Oliver von Bodenstein tief in seine eigene Vergangenheit und bringt ihn an seine Grenzen.

In seinem Heimatdorf Ruppertshain geht zuerst ein Wohnwagen in Flammen auf, dabei stirbt ein Mann. Wenig später wird eine alte, krebskranke Frau erwürgt und den alten Pfarrer des ortes findet man erhängt in der Sakristei. Alle diese Menschen kannte Bodenstein und er hält sich bei den Ermittlungen im Hintergrund, seine Kollegin Pia Sander leitet die Untersuchungen. Denn alle Morde scheinen mit dem Verschwinden des zwölfjährigen Artur zusammenzuhängen, der 1972 nicht mehr nach Hause kam und Olivers bester Freund war. Bei den Ermittlungen brechen alte Feindschaften wieder auf, die angeblich so heile und idyllische Welt des Dorfes war nur eine hohle Fassade. Oliver sieht sich in seinem Entschluss bestätigt ein Sabbatjahr zu nehmen, denn er hat seine Gefühle nicht mehr professsionell unter Kontrolle. Außerdem ist er wieder verliebt und möchte sich mehr um seine Tochter kümmern. Doch das Dorf lässt ihn nicht los.

Und das ist auch die besondere Stärke dieses Buches, Neuhaus gräbt tief in der Vergangenheit eines typischen deutschen Dorfes und fördert ziemlich unschöne Dinge zutage: Neid, Missgunst, Verschweigen, Gier... Viele alte Geschichten wurden verdrängt und kommen nun im Zuge der Ermittlungen ans Tageslicht.

Neuhaus ist damit ein sehr gutes Psychogram eines Dorfes gelungen, von denen es sicher Hunderte in Deutschland gibt. Das Buch ist durchgehend spannend, manchmal etwas unübersichtlich wegen der zahlreichen Personen, aber sehr gut zu lesen und für alle Krimifreunde empfehlenswert.