Rezension

Weltklasse Dystopie mit Suchtgefahr

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele - Suzanne Collins

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
von Suzanne Collins

Bewertet mit 5 Sternen

Die Welt der Zukunft hat sich durch Katastrophen und Gewalthandlungen von Menschen stark verändert. So existiert die U.S.A. schon seit längerem nicht mehr. Auf dem Grund des nordamerikanischen Kontinents hat sich ein neuer, loser Staat formiert, der sich von Kanada bis ins nördliche Mexiko erstreckt. Dieser Staat / dieses Land nennt sich Panem und besteht aus 12 (ehemals 13) Regionen, sogenannten Distrikten. Jedes Distrikt ist für einen bestimmten Bereich der Wirtschaft zuständig. Distrikt 9 baut Getreide an, während Distrikt 4 für den Fischfang verantwortlich ist und Distrikt 12 mit der Kohleförderung beauftragt wurde (etc.). Regiert wird Panem vom Kapitol, einer Art Hauptstadt in der sich alle mächtigen und einflussreichen Bürger versammelt haben und nun die anderen Distrikte beherrschen und unterdrücken. 
Distrikt 13 hatte einst gegen diese Unterdrückung durch das Kapitol rebelliert und wurde daraufhin vom Kapitol vollständig zerstört. Um weiterhin seine Macht zu demonstrieren, gibt es seit dieser Rebellion einmal im Jahr die sogenannten Hungerspiele.
Die Hungerspiele sind das zentrale Thema des ersten Bandes der Trilogie. Zu Beginn der Geschichte stehen die 74. Hungerspiele kurz bevor. Für diese "Spiele" wird aus jedem  Distrikt ein Junge und ein Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren willkürlich ausgelost. Diese ausgelosten Kinder, nun Tribute genannt, werden ins Kapitol in eine Arena gebracht, wo sie sich so lange bekämpfen müssen, bis nur noch ein Tribut am Leben ist. Der Sieger wird schließlich wie ein Star gefeiert und mit Preisen überhäuft. Die Hungerspiele werden im Fernsehen übertragen (wohl ähnlich Big Brother), allerdings besteht für die Bevölkerung die Pflicht, sich die Hungerspiele im Fernsehen anzuschauen. 
Die Protagonistin der Geschichte ist Katniss Everdeen. Sie ist 16 Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Primrose (12) in Distrikt 12. Wie fast jeder in diesem Distrikt ist die Familie sehr arm. Hinzu kommt, dass Katniss' Vater vor einigen Jahren bei einem Minenunglück gestorben ist. Nun ist es an Katniss, die Familie zu ernähren. Zum Glück hat Katniss von ihrem Vater vor dessen Tod die Jagdkunst erlernt, sodass die Familie zumindest nicht hungern muss. 
Als die Auslosung stattfindet, wird Katniss kleine Schwester Prim gezogen. Katniss meldet sich daraufhin freiwillig als Tribut, weil sie glaubt, bessere Chancen in der Arena zu haben.  Als männlicher Tribut aus Distrikt 12 wird Peeta Mellark (ebenfalls 16 Jahre alt) gezogen. Da die Tribute eines Distrikts ein Team bilden, wird Katniss sehr viel Zeit mit Peeta verbringen. Das wird von Katniss Jugendfreund Gale (18) jedoch gar nicht gern gesehen...
Lasset die Spiele beginnen!

MEINE MEINUNG
Es gibt über Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele sehr viele positive Dinge zu berichten. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man gar nicht merkt, dass man liest, sondern sofort in die Geschichte eintaucht. Deshalb ist das Buch ohne Zweifel auch ein wahrer page turner. Collins hat unglaublich viele gute Ideen, ihre Welt ist in sich schlüssig und logisch. Besonders der Hauptteil des Buches, der sich in der Arena abspielt, ist unglaublich spannend erzählt und Collins liefert einen Cliffhanger nach dem anderen. Die Hauptcharaktere sind plastisch und authentisch, Collins legt den Fokus aber auch auf viele interessante Nebencharaktere. So ist mir zum Beispiel die kleine Rue sehr ans Herz gewachsen. Collins liefert dem Leser wichtige Informationen nach und nach, ohne den Faden zu verlieren oder die Spannung zu mindern. Auch deshalb würde ich das Buch als All Age - Buch bezeichnen. Ein letzter Satz sei hier dem deutschen Cover gewidmet, welches deutlich jugendgerechter und aussagekräftiger gestaltet ist als die amerikanischen oder englischen Cover und durch das eindringliche Gesicht den Leser bereits in seinen Bann zieht. 
Allerdings habe ich auch ein paar kleinere Kritikpunkte anzumerken. Für einen erwachsenen Leser kommen manchen Erklärungen über die Welt von Panem doch ein wenig spät. Hinzu kommt, dass manche Charaktere auf den zweiten Blick vielleicht doch nicht mehr so realistisch sind. Peeta kam mir die ganze Zeit wie ein Riesenbaby vor und Haymitch als Alkoholiker der keinen Alkohol verträgt...nun ja. (Letzteres kann ich natürlich verstehen, als Jugendbuch mit Vorbildfunktion). Bezüglich der Charaktere ist auch zu sagen, dass die 'telling names' meiner Meinung nach zu offentsichtlich gewählt wurden, bzw. die Kontraste zu übertrieben ausgespielt wurden. Außerdem fand ich es schade, dass die Kapitel nur mit Zahlen anstatt mit Überschriften betitelt wurden. Die Überschriften, die die größeren Kapitel betiteln, fand ich zudem etwas nichtssagend und einfallslos. Als letztes muss ich leider anfügen, dass die Klappentexte doch deutlich zu viel verraten. Und ich hätte mir natürlich eine Landkarte gewünscht. 

KURZE MEINUNG ZU BAND 2 & 3

Band 2 der Trilogie (Gefährliche Liebe) ist leider etwas voraussehbar und kommt bezüglich Ideenreichtum und Spannungsaufbau schon nicht mehr an Band 1 heran. Die Handlung braucht lange, um in Gang zu kommen und hätte es nicht den interessanten Charakter Finnick gegeben, wären mir manche Passagen zu langweilig gewesen. Band 2 ist für mich deshalb der schwächste der Trilogie. 
Band 3 (Flammender Zorn) ist durch das veränderte Setting schon wieder interessanter. Ich kann verstehen, warum viele diesen Band kritisieren bzw. am schlechtesten finden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es niemals nett oder abenteuerlich ist über kriegsähnliche Zustände zu lesen. Für mich hat es diesen erwachseneren Abschluss der Trilogie gebraucht. Allerdings ist zu kritisieren, dass die Protagonistin Katniss sich im Laufe der Geschichte zu wenig verändert hat. Ihre rebellische, teils naive und kindische Art im dritten Band konnte ich nicht nachvollziehen. 

FAZIT
Eine tolle lesenswerte Jugendbuch-Dystopie, die auch Erwachsene gut lesen können. Collins Ideenreichtum und Spannungsaufbau ist bewunderswert und rettet über manche Schwachstellen im Detail hinweg. Aber Achtung: Suchtgefahr!