Rezension

Wendungsreiche Fantasy mit Superhelden der besonderen Art

Steelheart
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 4.5 Sternen

So erwachte in mir die Ahnung, dass man auch Steelheart töten konnte. Irgendetwas an der Bank, an der Situation, an der Waffe oder an meinem Vater selbst hatte seine Unverletzlichkeit aufgehoben. Es war allgemein bekannt, dass Steelheart eine Narbe auf der Wange hatte. Ich war allerdings der einzige lebende Mensch, der wusste, wie sie entstanden war.
Ich hatte Steelheart bluten sehen.
Ich werde ihn wieder bluten sehen.

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INHALT:
Zehn Jahre zuvor ist Davids Vater getötet worden - von einem Mann mit Superkräften, Steelheart. Von diesen besonderen Menschen gibt es seit einer seltsamen Erscheinung am Himmel so einige und sie alle verbindet eines, auch wenn sich ihre jeweiligen Kräfte unterscheiden: Sie sind böse. Und Steelheart ist einer der Schlimmsten. Daher ist alles, was David antreibt, die Rache; der Wunsch, ihn leiden zu sehen. Er schließt sich den sogenannten Rächern an, um seine Pläne in die Tat umzusetzen, doch das ist viel schwieriger als gedacht...

MEINE MEINUNG:
Superhelden sind für uns ein Phänomen, etwas, das wir vielleicht gern sein würden, auf jeden Fall jedoch ein Ausdruck der Faszination für das Unbekannte ebenso wie der Hoffnung auf Rettung. Was aber nun, wenn Menschen mit Superkräften diese eben nicht für das Gute einsetzen, sondern für das Böse - und es niemanden gibt, der sie bekämpfen kann? Brandon Sandersons "Steelheart" setzt genau da an und schafft so ein furioses Szenario, das vollkommen gefangen nimmt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von David. Dieser ist getrieben von seinem Hass auf Steelheart und lebt eigentlich nur für seine Rache, nimmt sogar seinen eigenen Tod in Kauf, um diese zu erreichen. Dies liegt zum Teil jedoch auch an seiner Abschottung von der Außenwelt, was sich ändert, als er auf die Rächer trifft. Er öffnet sich - und wird so auch für den Leser zugänglicher. Seine Kumpanen bei der Umsetzung des Planes tragen dazu vor allem mit ihren unterschiedlichen und gut ausgearbeiteten Persönlichkeiten bei. Cody hat beispielsweise immer etwas zu sagen und erzählt die verrücktesten Geschichten; Megan wirkt immer sehr abweisend und geheimniskrämerisch, hat aber auch sanfte Momente und der Prof sorgt für sein Team wie ein Vater, verbirgt jedoch eine dunkle Seite. Keine Frage, die Charaktere überzeugen, und zwar durchweg.

Die Geschichte an sich weiß besonders durch ihre Vielschichtigkeit zu begeistern. Dadurch, dass die immer als Retter der Welt gesehenen und erwarteten Superhelden - hier übrigens Epics genannt - tatsächlich machthungrig, egoistisch und grausam sind, herrscht im Grunde eine pessimistische Stimmung. Denn gute Epics scheint es nicht zu geben, und wer sollte die Menschen dann von ihrem Elend befreien? Tatsächlich ist jedoch nicht alles so schwarz-weiß wie es zuerst scheint, und genau das macht den Roman so besonders. Charaktere entpuppen sich als völlig anders als erwartet, überraschende Entscheidungen lassen einen an dem zweifeln, was völlig sicher erschien, und immer wieder fürchtet man um die Personen, die einem wirklich ans Herz gewachsen sind.

Denn zimperlich geht der Autorin nicht vor - und die Action kommt nicht zu kurz. Um ihren Plan, Steelheart zu stürzen, in die Tat umzusetzen, müssen die Rächer einiges an Zerstörung in Kauf nehmen. Und nicht immer funktioniert das, was sie sich vorgenommen haben, auch auf genau dem Wege, der eigentlich vorgesehen war. Eben das macht den Roman auch so wendungsreich und spannend, weil man nie vorhersehen kann, was als Nächstes geschieht. So verhält es sich auch mit dem Ende, das einige überraschende Entwicklungen für den Leser bereithält, die sich noch auf die folgenden Bände erstrecken werden. Einzig und allein die [allerdings wirklich kleine] Liebesgeschichte fand ich etwas unnötig und hätte für mich gut weggelassen werden können; dieser Kritikpunkt hat jedoch nie schwer genug gewogen, um mich davon abzuhalten, die Lektüre zu genießen.

FAZIT:
Brandon Sandersons "Steelheart" ist ein Fantasy-Roman wie man ihn sich nur wünschen kann: Spannend, ausgeklügelt, voller Action und Überraschungen. Ich war durchweg gefesselt und bin schon gespannt, mit welchen Enthüllungen in den Nachfolgern aufgewartet wird. 4,5 Punkte!