Rezension

Wenig Poesie, viel Selbstmitleid

Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Stephanie Butland

Ich treffe dich zwischen den Zeilen
von Stephanie Butland

Bewertet mit 2 Sternen

„Manchmal verzweifle ich an mir selbst.“ (S. 25)

Zusammenfassung. Loveday hat einen Panzer aus Tattoos und einer abweisenden Miene um sich herum aufgebaut, nachdem sie vor Jahren in einer einzigen Nacht alles verloren hat, das ihr etwas bedeutete. Heute arbeitet sie in einem Laden für gebrauchte Bücher und lässt sehr langsam wieder Menschen näher an sich heran, doch birgt das unter Umständen mehr Gefahren als Nutzen?

Erster Satz. Ein Buch ist ein Streichholz im schwelenden Augenblick zwischen Anreißen und Aufflackern der Flamme.

Inhalt. Nach dem Klappentext hatte ich an dieses Buch eine ganze Menge Erwartungen, im Besonderen hoffte ich auf einen wunderschönen, poetischen Stil. Leider wurde diese Erwartung für mein Gefühl nicht im Geringsten erfüllt. Und dabei bin ich nicht einmal sicher, ob der Grund dafür die Autorin ist oder die Übersetzerin, denn poetische Anteile zu übersetzen, das stelle ich mir relativ schwierig vor. Mir reichte aber das, was dieses Buch bietet einfach nicht aus, dafür ist mir Sprache zu wichtig, dafür sind mir Kleinigkeiten zu wichtig.
Hinzu kommt, dass ich das Ende etwas abrupt empfunden habe und es irgendwie unausgereift und unfertig wirkte, vor allem im Gegensatz zum Rest des Buches. Abgesehen davon hat die Geschichte selbst durchaus mitreißende Elemente und Archie ist eine Figur zum Liebhaben.

Personen. Während mir die Nebencharaktere zum Teil sehr gut gefallen haben (wenn man mal darüber hinwegsieht, dass eine Figur „Melodie“ heißt und ich davon ausgehe, dass sie im Original „Melody hieß – wie kommt man auf die Idee, Namen zu übersetzen?), war die werte Loveday jemand, den ich sehr gern nehmen und schütteln wollte. Charakteristisch für das, was mich an ihr nervte, ist der Satz „[…] wobei es unwahrscheinlich ist, dass Sie, verehrter Leser, wissen, wovon ich spreche […]“ (S. 220), denn Loveday schließt es mit ihrer schweren Vergangenheit einfach völlig aus, dass irgendjemand ebenfalls ein ätzendes Leben gehabt haben könnte, und macht von diesem Blick auf ihre Mitmenschen auch so reichlich Gebrauch („Genau so seid ihr zwei. Ihr seid kleine Welpen beim Spielen im Sonnenschein. Euer Leben ist so unkompliziert.“ (S. 141)), dass sich einer ihrer Mitmenschen zu den Worten „Hast du nur die leiseste Ahnung, was ich durchgemacht habe? Ich. Nicht du. Nur dieses eine Mal.“ (S. 213) verleiten ließ und ich fühlte so so so sehr mit dieser Person mit, dass ich zum ersten Mal wirklich begeistert vom Buch war.

Lieblingsstellen. „Ich konnte nicht dem einen vergeben, ohne den anderen zu beschuldigen.“ (S. 172)
„Und dann hatte ich das Gefühl, gleich loszuweinen, doch ich tat es nicht, sondern saß einfach nur da, bis obenhin so voll mit Tränen und Fragen, dass kein Wort und kein Geräusch herauskommen konnten.“ (S. 216)

Fazit. Ich habe so viel gehofft und so wenig bekommen. Es hat mir persönlich die meiste Zeit über keinen Spaß gemacht, das Buch zu lesen und wenn ich Loveday in die Finger bekommen könnte, würde ich sie nehmen und durchschütteln. Von mir gibt es für dieses Buch deswegen keine Leseempfehlung, außer, ihr legt keinen Wert auf sprachliche Schönheit und mögt vergleichsweise flache Storys und Charaktere.