Rezension

Wenig Spannung, viel Liebeswirrwarr

Elfenbann - Aprilynne Pike

Elfenbann
von Aprilynne Pike

Bewertet mit 2.5 Sternen

** Achtung: dies ist der dritte Band einer Reihe; meine Rezension enthält Spoiler zu den ersten beiden Bänden! **

Nachdem mich Band 1 und 2 der Reihe wirklich gut unterhalten haben, war Band 3 für mich leider eine herbe Enttäuschung. Zwar bin ich immer noch sehr angetan vom Einfallsreichtum der Autorin, und mir gefällt auch ihre ungewöhnliche Beschreibung der Elfen als pflanzliche Wesen nach wie vor sehr gut. Lustig und interessant fand ich auch, wie ein paar der Elfen in diesem Band gezwungen werden, sich mit menschlicher Technik auseinanderzusetzen - denn Tamani besucht nun als Mensch Laurels Schule. (Und Laurel ist höchst empört, als sie feststellen muss, dass Tamani ein iPhone besitzt, während ihre Eltern ihr überhaupt kein Handy erlauben.)

Um erstmal beim Positiven zu bleiben: die Handlung hat durchaus interessante Ansätze und gute Ideen. So benehmen die Trolle sich zum Beispiel immer merkwürdiger und scheinen seltsam immun gegenüber elfischen Tränken und Zaubern. Und auch die geheimnisvolle Klea taucht wieder auf - dieses Mal mit einer jungen japanischen Elfe im Schlepptau, um die Laurel sich kümmern soll. Außerdem erfahren wir in diesem Band mehr über die Seelie und Unseelie und deren uralten Konflikt.

Das könnte alles sehr spannend und unterhaltsam sein. Für mich kommt jetzt allerdings ein ganz großes ABER. 

ABER die tatsächliche Handlung spielt oft nur die zweite Geige. Sie wird immer wieder gnadenlos übertönt vom frisch zum Leben erwachten Gefühlschaos zwischen Laurel, David und Tamani. Dieses nimmt so viel Raum ein, dass ich manchmal das Gefühl hatte, vom Buch bliebe nicht mehr viel übrig, wenn man dieses ewige Hin und Her weglassen würde. Dabei hatte sich Laurel am Ende von Band 2 ja eigentlich entschieden, aber das wird vollkommen zunichte gemacht und alles geht von vorne los!

Am Anfang des Buches wird erwähnt, dass Laurel den Sommer wieder in Avalon verbracht hat, aber das wird komplett übersprungen - dabei hätte mich das viel mehr interessiert als die zehnte Szene, in der Laurel darüber nachdenkt, ob sie jetzt Tamani oder David liebt oder vielleicht beide.

In den ersten beiden Bänden fand ich das ja noch ganz passend, denn es schien zu symbolisieren, wie unsicher sich Laurel ist, ob sie jetzt in die Menschenwelt oder nach Avalon gehört. Aber inzwischen finde ich es einfach unnötig, denn es bringt die Geschichte nicht weiter, es bringt Laurel als Charakter nicht weiter, und es scheint sogar viel von Laurels emotionalem Wachstum in Band 2 wieder rückgängig zu machen.

Überhaupt hatte ich in diesem Band meine liebe Not mit den Charakteren.

Am interessantesten fand ich Yuki, die junge japanische Elfe, denn man weiß als Leser nicht, ob sie jetzt gut oder böse ist, was sie weiß, was sie kann, was sie will... Mir hat diese Zwiespältigkeit gut gefallen.

Tamani war mir in diesem Band nicht sehr sympathisch. Er wirkt oft arrogant, den Menschen gegenüber herablassend und sehr überzeugt von seiner unwiderstehlichen Ausstrahlung. So ist er aufrichtig verwirrt darüber, dass Laurel sich nicht längst für ihn entschieden hat, denn er war der festen Überzeugung, er müsse nur mehr Zeit mit ihr verbringen, dann würde das schon ganz von selbst passieren. 

Dieses Mal wird die Geschichte oft aus seiner Sicht erzählt, und in seinen Gedanken ist neben Laurel buchstäblich für nichts anderes Platz. Für nichts. Das wirkte auf mich schon nicht mehr romantisch, sondern blind obsessiv.

Um mehr über Yuki heraus zu finden, benimmt er sich ihr gegenüber, als wäre er an ihr interessiert, und legt es darauf an, dass sie sich in ihn verliebt, und das fand ich furchtbar. Er spielt mit ihren Gefühlen und es kommt ihm kaum in den Sinn, dass das falsch sein könnte, denn es dient ja dazu, Laurel vor einer potentiellen Gefahr zu schützen.

David hat mir unheimlich leid getan, denn eigentlich hatte Laurel ihm in Band 2 ja versprochen, sich dieses Mal 100%ig sicher zu sein. Sie sagt einmal, sie habe die Nase voll von Davids Eifersucht, aber sie hat ihm ja auch jeden Grund gegeben, eifersüchtig zu sein - außerdem ist sie selber eifersüchtig, als Yuki mit Tamani tanzt, obwohl sie ja eigentlich mit David zusammen ist.

Ich war in Band 2 so froh, dass Laurel die emotionale Reife bewies, sich zu entscheiden und nicht weiter beide Jungs am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen... Einen Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück?

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen, aber in diesem Band fehlten mir ein bisschen die bunten, detailverliebten Beschreibungen der Elfenwelt, da die Geschichte dieses Mal meist in der Menschenwelt spielt.

Fazit:
Der dritte Band der "Elfen"-Reihe war für mich leider sehr enttäuschend. Die Handlung hatte in meinen Augen sehr vielversprechende Ansätze, aber leider ging es einen Großteil des Buches hauptsächlich um das ewige Liebesdreieck: wen liebt Laurel mehr, David oder Tamani? Oder beide, oder keinen? Das konnte mich einfach nicht über lange Strecken hinweg interessieren und die Spannung ging mir doch sehr verloren.