Rezension

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Wenig Zauber in der zauberhaften Buchhandlung an der Seine

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine - Rebecca Raisin

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine
von Rebecca Raisin

Bewertet mit 4 Sternen

Zauberhaft hört sich der Klappentext an und das Cover ist wunderschön. Doch ganz so zauberhaft spielt sich der geplante Buchhandlungstausch leider nicht ab. Doch von vorne. 

Die Amerikanerin Sarah träumt schon lange nach einer Reise nach Paris. Als ihre französische Online-Freundin Sarah sie spontan fragt, ob sie nicht ihre Buchhandlungen für einige Zeit tauschen wollen, sagt Sarah sofort zu. Kurz darauf steht sie in Paris und öffnet die Türe zu "Once upon a Time", der grossen englischsprachigen Buchhandlung von Sophie. 
Das Chaos beginnt: Sarah wird von Beatrice herumkommandiert und auch alle anderen Angestellten tun und lassen, was sie wollen. Nur in Océane und TJ findet Sarah Freunde. 
Derweil entspannt Sophie im amerikanischen Gingerbread Café, das Sarahs Laden gegenüber steht. Deren Freundinnen Missy, CeeCee und Lil nehmen sie sofort in ihrer Mitte auf. Sarah ist fast ein wenig eifersüchtig auf Sophie und denkt öfters daran, den Tausch abzubrechen. Zudem leidet Sophie daran, dass sich ihr Freund Ridge kaum meldet. Ridge ist Journalist und reist quer durch die Welt. Ridge wollte Sarah in Paris besuchen, doch das scheint nicht zu klappen. 
Enttäuscht ist Sarah auch von der vielen Arbeit, vom totalen Chaos, der laschen Arbeitseinstellung von Sophies Angestellten und der unfreundlichen, schroffen Bedienung der Kunden. Es geht lange bis Sarah die Fäden in die Hand nimmt und nicht nur Sophie, sondern auch deren Angestellten die Stirn bietet. Nur Luiz Delacroix, der Autor, der oft in der ersten Etage der Buchhandlung schreibt, scheint ein Lichtblick zu sein.
Die Geschichte entpuppt sich als nicht so ruhig und beschaulich wie das Cover vermuten lässt und auch nicht so wie in Katarina Bivalds Buch, das wohl beim Lesen des Titels den meisten Lesern sofort in Erinnerung kommt.
Immerhin erweist sich die Geschichte als nicht ganz so vorhersehbar wie vermutet, was positiv ist. Es braucht aber lange, bis endlich das Chaos überwunden ist. Erst dann beginnt die Lektüre Spass zu machen. 

Leider erst spät, denn oft schüttelte ich den Kopf - die Autorin lässt vieles aus und das wirkt auf mich nicht gut recherchiert. 
Wie stellen sich Sophie und Sarah den Ladentausch vor, wie lange soll er dauern? Was müssen beide beachten? Wo befinden sich die Arbeitspläne und welche Regelungen gilt es zu beherzigen, was passiert an Feiertagen? Nichts von alldem wird erzählt. So wirkt der Tausch extrem naiv. Auch brauchen die beiden doch eine Arbeitsgenehmigung, und die ist nicht in solch kurzer Zeit da. Eine Buchhandlung zu führen ohne jegliche Arbeitsplanung und Mitarbeiterführung klingt unglaubwürdig. Ebenso das Übernachten von Angestellten auf den Sofas des Buchladens. Klar ist jede Erzählung Fiktion und manchmal kann man als Leser ein Auge zudrücken, aber meinem Empfinden nach müssen einige essentielle Dinge trotzdem glaubwürdig sein. Die Autorin hat diesbezüglich viel Nachholbedarf.

Die Beschreibung der Touren durch Paris mit Océane haben mir gefallen, ebenso Sarahs Diskussionen mit Luiz. Sehr schön waren die Begegnungen mit Nebenfiguren erzählt, zum Beispiel die Besuche bei Antiquitätenhändlerin Anouk.

Fazit: Potential wäre vorhanden, aber wenig Zauber und viel Chaos dominieren diese nicht ganz so zauberhafte Geschichte eines Buchhandlungstausches.
Knappe 4 Punkte.