Rezension

Wenn aus losen Fäden eine runde Geschichte wird ...

Die Oleanderfrauen - Teresa Simon

Die Oleanderfrauen
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss ganz ehrlich gestehen, beim Anblick des Covers hatte ich leichte Kost erwartet. Einen schönen historischen Frauenroman ohne viel Tiefgang. Ich muss euch jedoch sagen, ich hätte falscher nicht liegen können! Schon die ersten Zeilen des Prologs nahmen mich gefangen und hätte ich nicht immer wieder arbeitsbedingt Pausen einlegen müssen, ich hätte das Buch wohl in einem Rutsch verschlungen, so sehr hat mich die Geschichte gefesselt. 
Die mir bis dato unbekannte Autorin hat ihren wunderbaren Roman in zwei Zeitstränge verpackt. Beide spielen in Hamburg, der eine jedoch in den 30er/40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der andere in der Gegenwart. Während die Protagonistin Jule im Jetzt mit ihrer finanziellen Zukunft und ihrer Einsamkeit kämpft, geht es bei der jungen Sophie im Damals schlichtweg um Leben und Tod. Sie findet sich nach ihrer Jugend gefangen in den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs und verloren in einer Liebe, die so nie hätte stattfinden dürfen. 
Wer hier jedoch eine tragisch-kitschige Lovestory erwartet, den muss ich enttäuschen. Geschickt verwebt Teresa Simon die Gegenwart mit der Vergangenheit. Ein Geheimnis nach dem anderen lüftet sie und hält so einen Spannungsbogen aufrecht, den man in manchem Thriller vergebens sucht. Sie schafft es dem Leser wichtige Themen zu übermitteln, wie z. B. Homosexualität im Dritten Reich, Posttraumatische Belastungs-störung nach Kriegseinsätzen und, und, und … Ich fragte mich beim Lesen oft, warum Geschichtsunterricht nie so interessant war. Zudem hat Teresa mit ihrem Buch meine Neugier geweckt, weitere Themen näher zu beleuchten wie den Spanischen Bürgerkrieg und natürlich alles rund um die Wunderwaffe Kaffee.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich. Alle Charaktere kommen real beim Leser an, und wirken lebendig und zum Anfassen nah. Ich bin begeistert und vergebe die volle, sehr verdiente, Punktzahl. 
„Solange ich atme, hoffe ich. “ Dum spiro, spero. Dieses kluge Statement, einst von Cicero niedergeschrieben, wurde zum Credo der Familie Terhoven und wird auch mir noch lange im Gedächtnis bleiben.