Rezension

Wenn das Handy zum Verräter wird

Rabenschwarzer Winter - Philippe Georget

Rabenschwarzer Winter
von Philippe Georget

Bewertet mit 3 Sternen

In Philippe Georgets neuem Roman “Rabenschwarzer Winter“  steht wie bei den beiden Vorgängern Inspektor Gilles Sebag im Mittelpunkt. Kaum hat er auf dem Handy seiner Frau Claire die Bestätigung für seinen Verdacht gefunden, dass sie ihn betrügt, wird er zu einem Tatort gerufen. Christine Abad ist in einem Hotelzimmer kurz nach dem Stelldichein mit ihrem Liebhaber erschossen worden. Danach wird es noch zwei weitere rätselhafte Fälle gehen, die ebenfalls als Eifersuchtsdramen zu werten sind. Ein betrogener Ehemann begeht Selbstmord, ein anderer inszeniert einen Amoklauf, in dem er seine Frau in ihrem gemeinsamen Haus  mit Benzin übergießt und das halbe Viertel gleich mit in die Luft jagen will. Gilles Sebag, ein erfolgreicher Ermittler mit hoher Aufklärungsquote,  kann sich dieses Mal nicht  auf seine legendäre Intuition verlassen. Wegen seiner privaten Probleme, die er mit Alkohol und Zigaretten verdrängt, ist er nicht in seiner besten Form, obwohl seine Frau ihm versichert, dass sie nur ihn liebt und er sie nicht verlieren will. Immer wieder schwankt er zwischen Wut und Verzweiflung und dem Wunsch, ihr zu verzeihen. 
Die Ermittlungen ziehen sich hin. Mehrfach werden falsche Fährten verworfen, bis endlich deutlich wird, was die Epidemie von Eifersuchtsdramen verbindet. 
Philippe Georgets Krimi enthält einige überraschende Wendungen bis hin zur wenig spektakulären Lösung, die für geübte Krimileser absehbar ist. Dem Autor kommt es nicht auf oberflächliche Spannung an. Ihm ist es wichtiger, alle Facetten des Phänomens  “Ehebruch“  auch im Hinblick auf veränderte gesellschaftliche Gegebenheiten und Werte zu beleuchten. Vor allem setzt er sich mit der Frage auseinander, was die Untreue mit dem Partner und dem Ehebrecher/ der Ehebrecherin selbst macht. Philippe Georget nimmt sich viel Zeit für die sorgfältige Charakterisierung seiner Figuren, besonders seines Protagonisten Gilles Sebag und die Einbettung der Krimihandlung in die Landschaft des Roussillon, wo die Tramontane die Menschen mindestens so durcheinanderbringt wie das Schicksal der betrogenen Ehemänner. Mir hat der Roman trotz einiger Längen  gefallen. 
Zum Schluss noch eine kritische Bemerkung. Ich frage mich mal wieder wie so oft, wer diese schwachsinnigen Klappentexte und Buchbeschreibungen verfasst. Eine erschlagene Frau? Wer soll das denn sein?  “Gilles findet schnell heraus, dass die Morde zusammenhängen“.  Welche Morde denn? Christine Abad  wird erschossen. Darüber hinaus gibt es einen Selbstmord und einen von Gilles Sebag verhinderten Amoklauf. Ich finde, der Leser kann etwas mehr Sorgfalt erwarten, ehe ein Buch in den Druck geht. Das betrifft im Übrigen auch die sprachliche Qualität der Übersetzung.