Rezension

Wenn das Schicksal eingreift

Ohne ein einziges Wort
von Rosie Walsh

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

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Sarah stammt aus England, lebt aber seit fast zwanzig Jahren in den USA. Als sie wieder einmal kurz in ihrer alten Heimat ist, begegnet sie Eddie und die beiden erleben eine traumhaft schöne Woche miteinander. Doch obwohl er ihr versprochen hat, sich nach seinem Urlaub wieder zu melden, hört Sarah nichts mehr von ihm. Verzweifelt versucht sie herauszufinden, was geschehen ist. Niemand kann es verstehen, bis ihr bester Freund einen Gedanken hat, der das Rätsel lösen könnte …

 

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil ist der anteilsmäßig größte und erzählt vom Kennenlernen von Sarah und Eddie und von Eddies Verschwinden. Der zweite Teil wirft nicht nur Sarah aus der Bahn, sondern auch den Leser und als sei das nicht schon genug, endet dieser Teil auch noch mit einem üblen Ereignis, das man fast schon einen Cliffhanger nennen könnte. Im letzten Teil klären sich dann wichtige Dinge und führen zu einem runden, in sich stimmigen Ende.

 

Der Stil der Autorin ist sehr schön und leicht lesbar. Man fliegt nur so durch die Seiten, auch wenn die Suche nach einer Erklärung für Eddies Schweigen anfangs etwas zäh vorankommt. Damit will ich nicht sagen, dass es langweilig wäre oder Längen gäbe, dennoch tritt man irgendwie auf der Stelle. Umso härter trifft einen dann die Erkenntnis, dass die Antwort von Anfang an greifbar war, man sie nur nicht sehen wollte. Wer „The sixth Sense“ kennt und mag, wird dieses Buch lieben. Dass es anschließend dennoch fesselnd und spannend weitergeht und noch eine weitere, in sich stimmige Wendung kommt, macht das Buch nochmal mehr zu einem ganz besonderen Buch. Für ein Debüt ist das alles erstaunlich ausgereift und dennoch locker-flockig.

 

Die Kapitel sind alle in der Ich-Form geschrieben. Zunächst erzählt Sarah. Im dritten Teil erzählt dann Eddie. Der Leser erhält so die Geschichte eines außergewöhnlichen Jahres im Leben zweier Menschen, mit vielen Rückblicken und Informationen zu ihrem ganzen vorherigen Leben. Zwischendurch darf der Leser kleine Briefe an die verstorbene Schwester lesen, die sehr viel Liebe beinhalten, ohne kitschig zu sein. Auch die Nachrichten, die geschrieben werden, sind sehr interessant und informieren zusätzlich über Dinge, die zum Verständnis wichtig sind.

 

Das Buch ist rundum ein kleines Meisterwerk, das mich sehr gut unterhalten hat, meine Gefühlswelt komplett durcheinandergebracht hat und mir sehr unter die Haut ging. Es wird mich so schnell nicht loslassen. Auch wenn Liebesromane nicht so mein Genre sind, liebe ich dieses Buch, denn es ist so völlig anders und voller Spannung und wunderbarer Aussagen. Die Figuren, nicht nur Sarah und Eddie, sind wunderbar gezeichnet und sehr sympathisch. Auch die mit Ecken und Kanten kann man einfach nicht aus seinem Herzen verbannen, wenn man nur ein Minimum an Empathie hat.

 

Der Einstieg ins Buch ist mir auf Anhieb gelungen, aber das Buch nach dem Ende wegzulegen, fiel mir sehr schwer! Rosie Walsh hat eindeutig ein riesiges Potenzial. Ich möchte dieses Buch mit „Ein ganzes halbes Jahr“ in eine Reihe stellen, auch wenn der Inhalt sich grundlegend unterscheidet. Die Wirkung des Buches auf mich ist aber dieselbe. Bleibt zu hoffen, dass die Autorin es schafft, ihrem Stil treu zu bleiben, ohne sich selbst zu kopieren. Auf alle Fälle bin ich sehr gespannt auf ihr nächstes Buch. Für dieses gibt es, wie man sich denken kann, wenn man bis hierher gelesen hat, die vollen fünf Sterne!

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