Wenn das Schweigen die richtigen Worte hervorbringt - ★♡★♡★♡★♡★
Bewertet mit 5 Sternen
Chelsea ist ein typischer (amerikanischer) Teenager: der Kopf ist voller Blödsinn, Teil einer arroganten Clique, sie sucht nach ihrem Platz im Leben und sie lernt sich und das Leben gerade richtig kennen. Da geschieht etwas, das all das aus den Fugen geraten lässt: sie entdeckt, dass ihr Mitschüler Andy mit einem anderen Jungen schmust! Sofort platzt sie mit dieser Neuigkeit heraus und ist damit dafür verantwortlich, dass Warren und Joey Andy deshalb krankenhausreif prügeln. Als sie die beiden verrät, wird sie ausgestoßen und gemobbt. Chelsea beschließt, fortan zu schweigen, denn ihr loses Mundwerk hat sie nicht zum ersten Mal in eine dumme Lage gebracht, aber diesmal ist selbst ihr zu viel geschehen. Zufällig halten ausgerechnet Asha und Sam zu ihr: zwei, die sie früher gar nicht beachtet hatte, die völlig indiskutabel für die Clique waren. Sie zeigen ihr ein völlig anderes Leben, eine völlig andere Art von Freundschaft und Liebe.
Hannah Harrington hat in "Speechless" sehr einfühlsam und treffend beschrieben, wie Jugendliche sich selbst im Weg stehen, wenn sie blind den falschen Freuden folgen, nicht selbst denken und handeln, sondern sich falsch leiten lassen. Und sie zeigt die Folgen von Mobbing. Doch sie zeigt auch, dass nichts auf der Welt unabänderbar ist und man auch schlimme Fehler mit einiger Anstrengung wieder ausgleichen kann, sein Leben ändern kann und sich und andere glücklich machen und bereichern kann. Ein klein wenig erhebt sie dabei den moralischen Zeigefinger, doch nicht allzu streng, sondern mit einem Augenzwinkern und viel Verständnis.
Solche Lektüre gehört in Schulen - modern, frisch und jung, aber auch lehrreich. Die "Fragen zur Diskussion" am Ende des Buches können in der Klasse gemeinsam besprochen werden, aber auch dem einzelnen Leser bei der Reflexion des Gelesenen helfen. Mir hat die Lektüre sehr viel Spaß gemacht und ich bin mir sicher, die Zielgruppe (12-16 Jahre) wird mir da zustimmen. Die Seiten fliegen nur so dahin, man kann mit Chelsea mitleiden, aber auch lachen - und es gibt Lehrer/innen, die man am liebsten auf den Mond schießen möchte, aber auch den einen oder anderen Erwachsenen, der Mut macht, selbst erwachsen zu werden!