Rezension

Wenn deine Routine dich angreifbar macht

Alleine bist du nie - Clare Mackintosh

Alleine bist du nie
von Clare Mackintosh

Bewertet mit 4 Sternen

Zoe Walker führt ein komplett durchschnittliches Leben in einem Londoner Vorort: Sie ist geschieden, hat zwei Kinder und einen langweiligen Job. Eines Tages entdeckt sie auf dem sonst so ereignislosen Heimweg ein Foto von sich in der U-Bahn, daneben eine ihr unbekannte Telefonnummer. Bloß eine harmlose Verwechslung? Zoe ahnt, dass es hier um mehr gehen muss. Doch noch weiß sie nicht, in welcher Gefahr sie schwebt - und wie bald sie alles zu verlieren droht, was sie liebt -

Meine Meinung: 
Haben wir nicht alle eine kleine Routine, wenn wir morgens zur Arbeit gehen oder mittags von der Arbeit nach Hause kommen? Gehen wir nicht immer zur gleichen Zeit aus dem Haus, nehmen die gleiche U-Bahn, gehen den gleichen Weg, kaufen uns jeden Morgen einen Kaffee in unserem Lieblingscafé? Was ist, wenn dir diese Vorhersehbarkeit zum Verhängnis wird?
Genau das erlebt die Protagonistin Zoe, die plötzlich in einer Zeitungsannonce erscheint und sich beobachtet fühlt. Als dann Frauen ermordet werden, merkt sie in welcher Gefahr sie schwebt. Aber wer steckt dahinter?

"Alleine bist du nie" überzeugt insbesondere durch die anhaltende Spannung, die mich wirklich in den Bann gezogen hat. Die Grundidee ist meiner Meinung nach sehr erschreckend, aber eben auch erschreckend realistisch und liegt im Bereich des Möglichen. Das macht das Ganze eben noch gruseliger, weil man auch selbst darüber nachdenkt, ob man nicht auch zu "leicht" zu verfolgen wäre. 

Die Autorin hat selbst mal bei der Polizei gearbeitet. Ich fand das langsame Arbeiten der Polizei in der Geschichte zu Beginn recht schade, aber mir ist dann auch schnell klar geworden, dass genau das einfach sehr realistisch ist. Durch Filme und Serien wird uns einfach ein total falsches Bild vermittelt. In Wirklichkeit ist alles eben ganz anders. Was ist nämlich, wenn ein Opfer mehr Informationen hat als man denkt, man als Ermittler an diese aber gar nicht gelangt, weil man dem Opfer zum Schutz nicht sagen kann, was man alles weiß? Genau dieser Zwiespalt wird durch die Ermittlerin Kelly sehr gut rüber gebracht und zeigt eben auch, dass die Mühlen der Polizei langsam mahlen. 

Die Auflösung der Geschichte ist dann teils überraschend, teils vorhersehbar. Die große Stärke der Geschichte liegt definitiv im Spannungsfaktor und dass die Spannung irgendwann den Leser zerreißt, weil man unbedingt wissen will, was los ist. Etwas schwach fand ich wiederum den Versuch der Autorin den Leser zu verwirren. Es wurden immer wieder mögliche Täter eingebaut, was teilweise einfach etwas zu konstruiert und gewollt erschien. Trotzdem konnte mich die Autorin am Ende wieder überraschen. Ich finde, dass man dem Buch als Thriller- und Krimifan definitiv eine Chance geben sollte. 

Fazit: 
Eine Geschichte, die insbesondere durch die Grundidee, die eine erschreckend realistische Bedrohung darstellt und durch die anhaltende Spannung überzeugt. Die Autorin versucht den Leser oft mit möglichen Tätern zu verwirren, was manchmal etwas gewollt erscheint. Trotzdem wurde ich am Ende überrascht. Zusätzlich erhalten wir einen sehr realistischen Einblick in die wirkliche Polizeiarbeit. Wegen kleiner Schwächen, aber einer sonst absolut gelungenen Geschichte vergebe ich 4 Sterne :)