Rezension

Wenn der Hauptteil zu beginnen scheint, ist das Buch vorbei …

Die Königschroniken: Ein Reif von Eisen
von Stephan M. Rother

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Reif von Eisen handelt zunächst von dem Hetmann Morwa, der die Stämme des Tief- und Hochlandes zu vereinen gedenkt und zu diesem Zweck mit seinem Heer im Hochland unterwegs ist. Hier gilt es noch einige der letzten Stämme zu unterwerfen. Allerdings hat eine Krankheit von Morwa Besitz ergriffen, die ihn spüren lässt, dass er bald sterben wird. Daher muss er außerdem überlegen, welcher seiner vier Söhne sein Nachfolger wird, wenn er es erst geschafft hat, König von Tief- und Hochland zu werden und den Reif von Bronze zu erlangen.
Seine uneheliche Tochter Sölva begleitet ihn auf dem Heereszug und freundet sich dabei mit einer Trossdirne an. Zudem beginnt sie einen Draht zu der geheimnisvollen Südländerin zu finden, die ihren Zug als Sklavin begleitet, nicht spricht, dafür aber besondere Kräfte besitzt.
Ein anderer Handlungsstrang erzählt von Pol, einem jungen Dieb, der zu Unrecht einer Tat beschuldigt wird und dem dann eine große Aufgabe zuteil wird.
Darüber hinaus versucht Leyken ihre Schwester zu finden, die in die Rabenstadt verschleppt wurde, gerät dabei aber selbst in Gefangenschaft.

Zunächst ist es leider etwas schwierig in die Geschichte einzutauchen, da es doch recht viele Ortsnamen, Personen und Titel für selbige gibt und es sich zudem so anfühlt, als stolpere man irgendwie in die Geschichte hinein und dabei direkt in das Lager eines Heeres. Zum Glück gibt es am Ende des Buches ein Personenregister!
Erst, als die Handlung zu Pol schwenkte, zog mich die Story in ihren Bann, da man auch gleich eine spannende Flucht mitverfolgen kann. Allerdings musste ich feststellen, dass dieser Abschnitt auch schon der spannendste an Pols Handlungsstrang war.
Leykens erster Abschnitt war für mich sogar noch spannender und auch etwas gruselig ... Ihr Charakter gefiel mir zunächst sehr gut, doch meine Sympathie für sie schwand mit der Zeit, da sie sich für meinen Geschmack zu sehr in ihr neues Leben als Gefangene fügt und es ihr am Ende stellenweise sogar zu gefallen scheint.
Nach der schwierigen Eingewöhnungsphase konnte ich mich dann auch mit Sölva anfreunden. Nun waren schließlich alle Namen bekannt und man konnte die Titel zuordnen. Ihren Charakter habe ich über die Seiten im Gegensatz zu dem von Leyken immer lieber gewonnen.
Morwas Handlungsstrang gefiel mir von allen durchgängig am wenigsten. Allerdings warfen sowohl seine als auch Sölvas Sicht der Dinge immer mehr Fragen über die Sklavin auf, die größtenteils unbeantwortet blieben und wohl in den Folgeteilen gelöst werden dürften.
Schön finde ich, dass es eine Karte der Fantasywelt gibt, auf der man nachschlagen kann, wo die Figuren sich gerade befinden.

Insgesamt betrachtet gefallen mir die Grundideen dieser neuen Fantasyreihe sehr gut und die Handlung ist auch recht interessant gestaltet. Manche Beschreibungen ließen meine Gedanken jedoch abschweifen und konnten mich dementsprechend nicht fesseln. Das ist auch das Problem an diesem Buch: Die Spannung lässt im Großen und Ganzen zu wünschen übrig. Man gewinnt den Einruck, dass irgendetwas fehlt und die komplette Story eher eine Einleitung darstellt. Sicher soll es auch in die Buchreihe einleiten und die Figuren vorstellen – was gelungen ist –, aber leider fehlt dabei der tatsächliche Höhepunkt. Außerdem erscheinen manche Stellen doch recht unglaubwürdig. Der Cliffhanger am Ende war ziemlich unbefriedigend. Man müsste gleich den zweiten Band haben, um weiterlesen zu können. Denn gerade, wenn der Hauptteil zu beginnen scheint, ist das Buch vorbei …