Rezension

Wenn die Hoffnung dich am Leben hält...

Ewiglich die Hoffnung - Brodi Ashton

Ewiglich die Hoffnung
von Brodi Ashton

Cover:
Ich finde es toll, dass das Cover im Grunde genommen immer das gleiche Motiv hat, es aber immer wieder feine Unterschiede gibt. Der Hintergrund ist hier dunkler, was meiner Meinung nach sehr gut zur Handlung passt und auch die Lilie finde ich toll gewählt.

Meinung:
Nachdem der erste Band mit so einem miesen Cliffhanger endete, war ich unheimlich gespannt darauf, wie es weitergehen würde.
Jack ist anstelle von Nikki in die Tunnel gegangen und lässt sie nun verzweifelt zurück. Nikki weiß, dass sie Jack wiederfinden muss, bevor er so geschwächt ist, dass er auf der Schwelle des Todes steht. Sie versucht ihn durch ihre Träume am Leben zu erhalten, genau wie Jack es für Nikki getan hat, doch das Band zwischen ihnen wird immer dünner und Nikki beschließt, Jack im Ewigseits zu suchen. Doch dafür braucht sie Coles Hilfe und vor allem Vertrauen zu ihm…
Ich war glücklich, mich wieder in Nikkis Welt aufhalten zu können und zu erfahren, wie es mit ihr, Jack und Cole weitergeht.
Ich fand den Einstieg sehr gelungen, denn man erfährt viel über Nikkis Emotionen und darüber, wie sie nun versucht, ihrem wachsamen Vater auszuweichen, der sich immerwährend Sorgen um seine Tochter macht, die sich in seinen Augen sehr seltsam verhält. Dieser Konflikt spitzt sich gerade gegen Ende hin extrem zu und ich war und bin nach wie vor gefesselt, wie es weitergehen wird und ob Nikki ihm jemals die Wahrheit erzählen kann. Schade finde ich nur, dass Nikkis Bruder zwar erwähnt wird, aber wie ein Statist wirkt.
Dieser Band teilt sich in zwei Erzählstränge auf, einmal wird berichtet, was Nikki an der Oberwelt passiert, hier spielt Will auch eine wichtige Rolle und andere Personen, die wir im ersten Band schon kennenlernen durften, aber auch das Ewigseits, das wir nun neu kennenlernen dürfen, weil Nikki dort nach Jack sucht. Teilweise verbinden sich diese Welten, wenn Nikki von ihren Erinnerungen an Jack berichtet, wodurch man sehr viel darüber erfährt, wie sie zusammengekommen sind und wie es Nikki erging, als ihre Mutter gestorben ist.
Gerade die Erinnerungen an Jack brauchte ich als Leser sehr stark. Hier spiegelt sich auch gut der Titel wider: Hoffnung. Nikki ist so verzweifelt, weil sie fürchtet, Jack nicht (rechtzeitig) finden zu können und diese Verzweiflung übertrug sich mehr und mehr auf mich, wodurch ich diese leichten und angenehmen Rückblenden brauchte, um nicht in Nikkis Emotionen zu versinken.
Wieder einmal war ich beeindruckt davon, wie sehr Nikki mich in die Geschichte holen konnte, nicht nur auf einem Beobachterlevel, sondern auf einem emotionalen. Hierbei spielt bestimmt der Grund eine große Rolle, dass es in diesem Teil noch stärker um Emotionen geht. Es wird deutlich, dass Emotionen Entscheidungen und Handlungen sehr, sehr stark beeinflussen können und dadurch einen Menschen prägen und genau dieser Prozess überträgt sich beim Lesen auf den Leser selbst.
Cole ist in diesem Band deutlich präsenter als noch im vorherigen. Gerade seine Figur fand ich ungemein interessant konzipiert. Nikki schwankt permanent zwischen Ver- und Misstrauen, weiß nicht, inwieweit Coles Absichten egoistischer Natur sind, oder ob er Nikki wirklich helfen möchte. Anfangs war ich gegen ihn, dann ertappte ich mich dabei, dass ich ihn doch akzeptierte, dann mochte ich ihn und wurde wieder abgestoßen und das Spiel begann erneut – genau wie es bei Nikki der Fall war. Vor allem das Ende sorgt hier für einen richtigen fiesen Cliffhanger, den ich so niemals erwartet hätte und Cole in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Die Handlungen sind hier deutlich temporeicher, actionreicher und gefährlicher, als noch im ersten Teil. Im Ewigseits überschlagen sich die Ereignisse und man wird von einer Gefahr in die nächste geworfen, was nach dem emotional anspruchsvollen aber handlungstechnisch seichten ersten Teil eine gute Abwechslung war.
Die Gestaltung des Ewigseits fand ich gut, jedoch ist mir die Welt persönlich zu trist und zu fad. Genau das sollte ja auch erreicht werden, aber ich konnte mich nicht wirklich einfinden, da ich immer nur raus aus dieser Welt wollte und gehofft habe, dass es bald wieder an die Oberfläche geht. Schade fand ich, dass für viele Dinge keine Erklärungen existierten, was zwar mythisch ist und gut zu den Mythologien passt, die immer wieder eingewoben werden, aber für mich als Erklärungen nicht ausreichend waren.
Das Ende war grausam. Dachte man, man könnte nun aufatmen, versetzt die Autorin einem einen richtigen Tritt in den Bauch. Ich klappte das Buch zu und war völlig sprachlos und fassungslos. Mit dieser Wende hätte ich NIEMALS gerechnet und obwohl ich sie nicht mag, weil sich alles in mir drin dagegen wehrt, war das der genialste Schachzug, den die Autorin hätte vornehmen können.

Fazit:
Ein sehr starker und überzeugender zweiter Teil, der mit einem Lückenfüller bis zum großen Finale absolut nichts gemeinsam hat. Dieser Band wartet mit einer Bandbreite an Emotionen auf, die der Leser selbst alle durchläuft, sodass er am Ende das Buch zuklappt und sich fühlt, als wäre er selbst durch das Ewigseits gerannt. Mit vielen actionreichen Szenen, unerwarteten Wendungen und äußerst sympathischen Figuren kann der zweite Teil vollkommen überzeugen und ich kann diese Reihe jedem nur ans Herz legen!