Rezension

Wenn die Vergangenheit dich einholt

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken - Jenny Milchman

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
von Jenny Milchman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sandra Tremont lebt gemeinsam mit ihrem Mann Ben und der pupertierenden 15-jährigen Tochter Ivy und dem alterschwachen Hund Mac in einem einsam gelegenen Haus.
Es ist eine glückliche Familie, wenn man mal von den Quereleien mit der Tochter absieht, was aber nicht wirklich untypisch ist im Zusammenleben mit einem Teenager.
Die Idylle wird eines Abends jäh unterbrochen, als zwei aus dem Gefängnis ausgebrochene Häftlinge in ihr Haus eindringen.
Ben wird von den Eindringlingen Nick und Harlan tätig angegriffen und schwer verletzt. Sandra und Ivy werden als Geisel genommen und sind bestrebt, die Wünsche der beiden Eindringlinge zu erfüllen. Diese brauchen eine Ausrüstung, um verschwinden zu können, und die wollen sie ihnen zur Verfügung stellen, in der Hoffnung, die beiden wieder loszuwerden.
Als ein Schneesturm aufkommt, ist an ein schnelles Verschwinden der beiden nicht mehr zu denken und schon bald wird Sandra klar, dass sie einen der beiden Männer aus ihrer Vergangenheit kennt und die Heimsuchung der beiden nicht zufällig sie und ihre Familie getroffen hat...

Was für ein Albtraum muss es sein, wenn 2 Fremde, gefährliche Männer, in dein Haus eindringen, deinen Mann komplett aus dem Verkehr ziehen, indem sie ihn fast umbringen, und sich deine Tochter in dieser Notsituation auch noch gegen dich stellt?
Genau dieser Situation sieht sich Sandra gegenüber und sie ist schier starr vor Angst um sich und ihre Lieben.
Mac, ihr Familienhund, ist alt und hat ein bewegtes und auch traumatisches Leben hinter sich, bevor er in die Familie kam. Leider kann auch er keine große Hilfe sein, denn er wurde vorher eingesperrt. So sieht sich Sandra gezwungen, allein der Sache Herr zu werden, was ihr einiges abverlangt.

Abwechselnd erfährt der Leser Episoden aus der gegenwärtigen Situation und aus der Vergangenheit, die ins Jahr 1975 zurückreicht. Die Rückblenden zeigen auf, wie Nick, der geistige Kopf der beiden Häftlinge, aufgewachsen war, mit einer Mutter, die ihren Sohn abgöttisch liebte und außer ihm nichts und niemanden akzeptierte. So wurde Nick zu einem Narziss herangezogen, dem nichts wichtig war außer seiner eigenen Person.

Sandras Handeln und Beweggründe sind nicht immer nachvollziehbar, erklären sich aber im Lauf der Geschichte.
Ivy, die spürt, dass ihre Mutter sie belogen hat, versucht sich an ihr zu rächen, was die angespannte Situation noch zusätzlich erschwert.
Es ist eine Gratwanderung, die es zu meistern gilt.

Das Buch weist einige Längen auf, bleibt aber trotz allem spannend. Als Leser hatte ich schnell die Vermutung, wie die Zusammenhänge sind und fand diese auch bestätigt. Über die Hintergründe jedoch wird man nach und nach eingeweiht und kann als Leser nur ungläubig erfassen, was geschehen ist.

Man wird als Leser in die Geschichte hineingezogen und verfolgt gespannt die Entwicklung. Man hofft und bangt mit den Protagonisten und wünscht ihnen ein positives Ende. Wenn man ihre Entscheidungen auch nicht immer gutheißen und verstehen kann, so verfolgt man doch atemlos, wie diese sich letztendlich auswirken werden.
Die Spannung wird zum Ende hin noch einmal richtig angezogen, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. 

Ein Thriller, mit dem ich mich gut unterhalten fühlte.