Rezension

Wenn Drohnen tief fliegen

Abfahrt in den Tod - Marc Girardelli, Michaela Grünig

Abfahrt in den Tod
von Marc Girardelli Michaela Grünig

Bewertet mit 5 Sternen

„Abfahrtsläufer sind moderne Gladiatoren. Wie im alten Rom ergötzen sich die Massen vor Ort und an den Bildschirmen an ihrem Wagemut und Können.“

Als ehemaliger alpiner Skirennläufer schöpfte der gebürtige Österreicher Marc Girardelli aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz, als er in Zusammenarbeit mit der Schweizer Autorin Michaela Grünig seinen ersten Ski-Krimi veröffentlichte. Das Erstlingswerk des Autorenduos „Abfahrt in den Tod“ spielt im Profi-Milieu und thematisiert die Welt der Rennläufer im Zuge eines Ski-Weltcups.

Nachdem der zweiunddreißigjährige Protagonist Marc Gassman nach einer Knieverletzung wieder in der Lage ist, Rennen zu fahren, richtet er sein ganzes Augenmerk darauf, wieder zurück an die Weltspitze zu gelangen. Der sympathische Wengener ist zwar äußerst beliebt und gilt als Schweizer Nationalheld, scheint sich aber auch Feinde gemacht zu haben. Er nimmt anonyme Drohbriefe nicht ernst und entgeht kurz darauf nur knapp einem tödlichen Anschlag mit einer Drohne. Die Kantonspolizei Zürich-West ernennt ihre Mitarbeiterin Andrea Brunner zur Leiterin einer Sonderkommission und beauftragt sie mit der Untersuchung dieses Zwischenfalles. Aufgrund ihrer Ausbildung im Nahkampf wird Andrea zudem zu Marc Gassmanns Schutz abgestellt, eine Aufgabe, die ihr zutiefst verhasst ist. Seit ihre Beziehung mit Marc vor dreizehn Jahren mit einer hässlichen Szene endete, verhält sie sich ihm gegenüber zutiefst feindselig. Die Tatsache, dass Andreas Ehemann Daniel bereits seit ihrer Heirat von einer permanenten und grundlosen Eifersucht geplagt wird, die sich speziell auf Marc konzentriert, führt zu zusätzlichen Komplikationen in diesem Ermittlungsfall und zu einigen Turbulenzen in Andreas Ehe.

Marc Girardelli und Andrea Grünig glänzen mit einer überzeugenden, geschickt konstruierten Handlung, die den Leser auch auf etliche falsche Fährten lenkt. Kurze Passagen in kursiver Schrift drücken die Gedanken eines Antagonisten dieses Buches aus, der zunächst anonym bleibt. Schriftliche und verbale Drohungen, versuchte Anschläge und die Ermittlungen im Kreise der Verdächtigen tragen zu einem die gesamte Handlung über konstant hohen Spannungsbogen bei.

Die Protagonisten dieses Buches wurden ausdrucksvoll und authentisch beschrieben, etliche Nebenfiguren fungieren als potenzielle Verdächtige in diesem rasanten Plot. In atemberaubenden Szenen und bildhafter Sprache gelingt es dem Autorenduo meisterhaft, die Krimihandlung kunstvoll mit diesem hochriskanten Sport zu verbinden. Als Leser erfährt man Hintergründe über die Abfahrtsrennen, die Vorbereitungen und das harte Training, die Bedeutung von Publicity und Sponsoren. Man darf an den Gedanken und Emotionen jener wagemutigen Männer teilhaben, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit entlang der Rennstrecke ins Ziel rasen. Anhand akribisch beschriebener adrenalingeladener Abfahrten nehmen die Abfahrtsläufer den Leser mit auf ihren gefährlichen Weg, man kann die Anspannung und die Konzentration beinahe hautnah miterleben.

„Ein Ski-Krimi, der im Profil-Milieu spielt und die einzigartige, atemberaubende Atmosphäre der großen Rennen einfängt“ (Hansi Hinterseer)

Die gewählte Ausdrucksweise und der einnehmende Schreibstil von Marc Girardelli und Andrea Grünig haben mir ausgezeichnet gefallen. Mein einziger Kritikpunkt war der Einsatz der Gossensprache, der aus meiner Sicht nicht zu dem ansonsten sprachlich anspruchsvollen und inhaltlich exzellenten Buch passt.

Nichtsdestotrotz empfand ich diesen mitreißenden und erstklassig gelungenen Ski-Krimi als dermaßen anregend und bereichernd, dass ich mir auf jeden Fall so rasch als möglich den Nachfolgeband „Mordsschnee“ zu Gemüte führen werde.  „Abfahrt in den Tod“ bot mir eine hoch spannende Unterhaltung mit sehr gut gezeichneten handelnden Figuren und einem rasanten Plot – eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei den beiden Autoren für die Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken, das mir ein grandioses Lesevergnügen bereitete und mich innerhalb weniger Stunden zu einem ihrer Fans machte. Mit „Mordsschnee“ werde ich mein Lesevergnügen in Kürze fortsetzen und freue mich bereits auf viele weitere Kriminalromane aus der Feder dieses grandiosen Autorenduos, das ich nicht mehr aus den Augen lassen werde.