Rezension

Wenn eine Kaulquappe zum Superstar einer Schulklasse wird ...

Ein Jahr lang Schüler 34 in Klasse A
von Zuo En

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als der kleine Junge eingeschult wird, hat das freie Herumstreunen mit seinem Freund A Ding ein Ende, während seine Eltern tagsüber arbeiten. Er muss eine Schuluniform tragen, in der Reihe marschieren, stillsitzen und gehorchen. Der Erstklässler findet keine Freunde und wird oft bestraft. In einem kurzen Moment der Freiheit findet er eine Kaulquappe und nimmt sie mit nachhause. Die Entwicklung von Xiao Hei, der kleinen Schwarzen, zum Frosch wirkt auf ihn so wunderbar wie die von Superman. Die Kaulquappe wird - heimlich - zum Idol der ganzen Klasse. Das kleine Wesen symbolisiert alles, was Nummer 34 in seinem Leben vermisst: das freie Herumstromern, Muße zum Nachdenken und Entdecken eigener Interessen. Eine neue Lehrerin scheint Nummer 34 zu verstehen, doch schnell wird klar, dass bei aller Zugewandtheit auch sie in Kategorien von Wettbewerb und Ehre denkt. Für Nummer 34 ist es schwer zu verstehen, warum genau das verboten ist, was ihm Freude macht, und warum alle anderen Schüler dieses Korsett akzeptieren. Eltern und Schule stellen die Regeln auf, die Schule jedoch steht in der Hierarchie ganz oben und straft die Eltern mit, wenn ein Schüler nicht ins Raster passt. Unter den Uniformen ist rein optisch bereits Widerstand zu ahnen; denn jedes Kind sieht anders aus, bewegt sich anders. Identische Champignons lassen sich beim besten Willen aus diesen Kindern nicht züchten. Jahre später sitzt das rebellische Kind von damals an einem normal chaotischen Zeichentisch, um für seine neu geborene Nichte sein Leben in diesem Buch aufzuzeichnen.

Großflächige und dabei detailreiche Illustrationen mit sehr kurzen Texten erzählen in dieser Graphic Novel (es ist kein Comic) im Bilderbuchstil von einem Kind, das ausgegrenzt wird, weil es sich dem Druck der Anpassung nicht beugen will. Die Freude am Beobachten der Natur bringt der Erstklässler bereits mit, die ihm eine gute Schule vermitteln sollte, und fällt damit aus dem Raster der Konformität. Die Einsamkeit von Schüler Nummer 34 spricht aus jedem Bild. Wäre die Botschaft nicht so deprimierend, dass Schule Talente zerstören kann, die sie fördern sollte, ließe sich diese Geschichte bereits mit Vorschulkindern gemeinsam ansehen.