Rezension

wenn es doch nur schneller voran ginge...

Das Spiel des Grafen (Lisbetta 1) - Tanja Penninger

Das Spiel des Grafen (Lisbetta 1)
von Tanja Penninger

Bewertet mit 4 Sternen

Lisbettas 16-jährige Herrin Marjan soll verheiratet werden. Der Teenager träumt von einem Prinzen und ist geschockt, als sie ihren zukünftigen Mann kennenlernt. Der wortkarge Graf entspricht gar nicht ihren Vorstellungen. Die 19-jährige Lisbetta und Marjan erwartet ein Leben, das nun völlig anders verläuft als erhofft. Doch der düstere Graf, vor dem sich im Nachbarort alle fürchten, löst eine eigenartige Faszination auf Lisbetta aus...

Der Prolog kündigt bereits an, dass die Geschichte ruhiger beginnt. Nach dem Lesen frage ich mich nun leider, ob Ich-Erzählerin Lisbetta damit dieses komplette Buch meinte, welches ja der Beginn einer Reihe und damit der Anfang ihrer Geschichte ist. Den leider kommt bis kurz vor Schluss nicht richtig Spannung in die Handlung.
Es plätschert einfach konstant vor sich hin. Hier und da werden Dinge angedeutet, dann aber wieder fallengelassen. Es passieren Morde und es werden Leute beschuldigt. Letztlich wird aber auch dies nicht verfolgt. Lisbetta sieht ungewöhnliche Dinge, geht diesen aber nicht nach. Es ist zum Haare raufen, denn das Buch ist keineswegs langweilig, im Gegenteil, ich bin total gespannt, worauf alles hinauslaufen soll, aber es dauert mir einfach zu lange, bis es voran geht – hinzu kommt, dass manches von dem, was dann endlich passiert, auch nicht wirklich unerwartet kommt.

Für mich die spannendste Figur bleibt bis zum Ende der Graf. Er ist sehr verschlossen, wortkarg und reagiert oft gewalttätig. Doch hin und wieder blitzt auch eine andere, sehr sympathische Seite durch und es wird ein großes Geheimnis angedeutet, das es noch zu Lüften gilt.
Lisbetta rief immer wieder unterschiedliche Gefühle in mir hervor. Auf der einen Seite ist sie herzlich und hilfsbereit, aber auf der andern Seite auch so pflichtbewusst, dass sie manchmal vergisst, auf die Gefühle ihres Umfelds Rücksicht zu nehmen. Da die Geschichte aus ihrer Perspektive geschildert wird, erlebt der Leser all ihre Gedanken und Gefühle mit – die Entwicklung, die sie hier durchmacht, ist sehr interessant zu verfolgen. Sie kämpft nicht nur mit den Umständen, sondern oft auch mit sich selbst.

Zunächst scheint es, als würde die Geschichte in einer mittelalterlichen Welt spielen. Allerdings wird immer wieder auf die ausgestorbenen Drachen hingewiesen, sodass das Setting eine magische Note bekommt, die aber bisher noch nicht weiter zum Tragen gekommen ist. Während in der Burg des Grafen alles per Handarbeit erledigt wird und Kerzen als Lichtquelle dienen, gibt es Grafschaften mit Elektrizität und fließendem Wasser. Die Welt gilt es daher also auch noch weiter zu erkunden.

Der Schreibstil sowie die Sprache der Figuren ist – dem Setting angepasst – ebenfalls etwas altertümlich, manchmal umständlich und irgendwie staksig, trotzdem liest sich das Buch insgesamt flüssig. Dank Lisbettas bildhafter Erzählweise kann man sich viele Begebenheiten leicht vorstellen.

Obwohl ich das Buch total gern gelesen habe, trieb es mich gleichzeitig manchmal in den Wahnsinn. Es werden so viele Geheimnisse angedeutet, aber dann geht es einfach nicht voran. Viel zu oft wird sich in langatmigen Details des täglichen Lebens verloren, während direkt daneben doch eigentlich die aufregenden Themen lauern. Erst zum Ende hin steigt das Tempo etwas und die Spannung nimmt zu. Antworten auf die vielen offenen Fragen bleiben aber erst mal aus.