Rezension

Wenn Familienidylle nur schöner Schein ist

Sieh nichts Böses - Inge Löhnig

Sieh nichts Böses
von Inge Löhnig

Nach den Flitterwochen kehren Kommissar Tino Dühnfort und seine Frau Gina nach Hause zurück. Schon wird Dühnfort an den Fundort einer Leiche im Wald nahe München gerufen. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden, die vor zwei Jahren spurlos verschwand und die niemand zu vermissen scheint. Am Fundort wird ein mysteriöses Bronzeäffchen gefunden, das der Täter hinterlassen hat. Dühnfort beginnt zu ermitteln und gerät schon bald in einen spannenden und verwickelten Fall, bei dem man nie so ganz weiß, wer was zu verbergen scheint. Denn nicht nur die Eltern der getöteten jungen Frau hatten ein zerworfenes Verhältnis mit ihr, die Spuren führen auch zu einer Schuldnerberatung und einem Mitarbeiter, der schon einmal in den Fokus von Mordermittlungen geraten ist. Während dessen droht im privaten Umfeld von Dühnfort und seiner Frau ein privater Schicksalsschlag, der eine schwere Entscheidung von beiden fordert.

Spannend aufgebaut, mit vielen falschen Fährten, vielschichtigen Charakteren, und einer gut recherchierten, durchdachten Krimigeschichte hat mich dieser 8. Krimi der Autorin Inge Löhnig vollkommen überzeugt. Da es mein erster Krimi war, war ich sehr neugierig auf den Schreibstil und die Krimireihe der Autorin um den Münchner Kommissar Dühnfort. Enttäuscht wurde ich nicht. Ich konnte mich sehr gut und ohne Vorkenntnisse in die Handlung einfinden. Erzählt wird die Geschichte eines Familiendramas, das eine dramatische Wendung genommen hat. Überhaupt steht die gesamte Geschichte im Zeichen von Familientragödien, von Liebe, Hass, Gewalt und Eifersucht. Löhnig gelingt es den Leser auf eine interessante Art und Weise zu fesseln und bis zur Auflösung nicht mehr los zu lassen. Ich konnte mich unheimlich gut mit den Charakteren identifizieren. Alle Motive der handelnden Personen waren für mich nachvollziehbar und glaubhaft, die Abgründe familiärer Verhältnisse sind sehr anschaulich und erschütternd beschrieben. Selbst der Täter erhält am Ende, trotz seiner Grausamkeiten, beinahe "menschliche" Züge und wird zum Opfer. Ohne Zweifel gerät man am Ende dieses Buches ins Grübeln - mir ging es jedenfalls so. Denn hier wird sehr deutlich, dass selbst der schönste Schein, den manche Familien ausstrahlen, alles andere als schön ist. Für mich war das ein wirklich gut geschriebener und packender Krimi mit einem kleinen moralischen Zeigefinger. Ich werde mir bestimmt noch weitere Bücher der Autorin vornehmen.