Rezension

Wenn Geborgenheit fehlt

Für jetzt und immer - Susanne Rößner

Für jetzt und immer
von Susanne Rößner

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es ging dabei um Nestwärme, die Schutz und Geborgenheit vermittelte. Etwas, was dem Mädchen schon viel zu früh entzogen worden war...“

 

Das Buch beginnt mit einem Unfall auf der Eisfläche. Der Ausgang bleibt offen. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen.

Lena ist Kindergärtnerin. Immer wieder muss sie erleben, dass die Eltern die Unarten ihrer Kinder tolerieren oder verteidigen. Als einer ihrer Schützlingen einen anderen schlägt, verlangen die Eltern ihre Suspendierung. Dass sie allein für 24 Kinder verantwortlich war, interessiert keinen. Anstatt sich hinter sie zu stellen, gibt der Leiter den Forderungen der Eltern nach.

Lena schnappt sich ihr Fahrrad und fährt eine Runde. Als sie auf einer Bank Rast macht, hört sie ein leises Wimmern. In einem Baum hatte sich eine Mädchen versteckt. Lena unterhält sich mit Mia, dem Mädchen. Sie weiß nicht, was sie von dem Kind halten soll.

Die Autorin hat einen spannenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Lena mag ihren Beruf, ist darin aber zunehmend unglücklich. Sie legt jedoch Wert auf ihre Freiheit und möchte nicht finanziell von den Elten abhängig sein. Dabei zeigt sich, das Lena aus einem harmonischen Elternhaus stammt. Die Eltern beraten sie zwar, bevormunden sie aber nicht. Lena hat ein ausgezeichnetes Verhältnis zu ihrer Schwester Eva. Die Gespräche der beiden sind durch einen feinen Humor gekennzeichnet. In der Ehe ihrer Eltern hat Lena erlebt, dass sich beide den nötigen Freiraum für ihre Hobbys lassen und das Zusammenleben auf Achtung beruht.

Von Constanze Neuberg bekommt Lena das Angebot, als Erzieherin sich nachmittags um Mia zu kümmern. Behutsam geht Lena mit dem schwierigen Mädchen um. Nach und nach erfahre ich als Leser, woher Mias Probleme kommen. Doch auch die neue Arbeit hat ihre Ecken und Kanten. Lena sagt, was sie denkt. Das ist man im Hause Neuberg nicht gewohnt. Außerdem trifft sie dort auf Leo, dem sie vor kurzem aus Wut mehrere Eier auf die Windschutzscheibe geworfen hatte.

Der Schriftstil ist lockerleicht. Trotzdem werden auch ernste Themen angesprochen. Es geht vor allem darum, was für Mia gut ist und was sich demzufolge im Hause Neuberg ändern muss. Gut wiedergegeben werden auch die Zustände im Kindergarten. Außerdem zeigt sich, dass noch nicht jede Leiterin eines privaten Kindergartens in der heutigen Zeit angekommen ist. Lenas Bewerbungsgespräch ist dafür ein beredtes Beispiel. Zu den Höhepunkten gehören die Gespräche zwischen Leo und Lena. Die beiden schenken sich nichts. Trotz ihrer Reibereien ist aber nicht zu übersehen, dass es zwischen ihnen heftig kribbelt.

Bei Lenas Radtouren und Ausflügen werden Land und Leute detailliert und mit passenden Metaphern beschrieben. So lerne ich auch ihren Freundeskreis kennen, der ihr in schwierigen Situationen zur Seite steht.

Das idyllische Cover mit dem Picknickplatz in den Bergen passt zur Handlung.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, mich in ihrer Geschichte mitzunehmen und selbst im Alltagsleben spannende Akzente zu setzen.