Rezension

Wenn man es ein wenig seicht mag, dann ist das Buch zu empfehlen

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
von Rachel Joyce

Harold Fry, ein liebenswerter Zeitgenosse, kauzig, behäbig, durchaus auch ängstlich und mittlerweile Rentner, erhält eines Tages einen Brief seiner vor 20 Jahren spurlos verschwundenen Freundin und Arbeitskollegin Queenie Hennessy. In ihrem Brief berichtet sie Harold  von ihrer unheilbaren Krebserkrankung. Betroffen antwortet er ihr und will den Brief eigentlich nur in den nächstbesten Briefkasten werfen. Beschämt darüber, vielleicht nicht die richtigen Worte in dem Brief gefunden zu haben, marschiert er weiter und läuft einfach drauf los ... zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospizeinrichtung. Ein Fußmarsch, den er jeden Tag für all die Menschen auf sich nimmt, die ihm je etwas bedeutet haben, seine Frau Maureen, seinen Sohn und Queenie.

Auf dem Weg an die schottische Grenze trifft Harold viele verschiedene Menschen, die ihm durch Gespräche und Taten aufzeigen und erkennen lassen, wo beispielsweise die Problematik in seiner Ehe liegt und warum er Schwierigkeiten mit seinem bereits verstorbenen Sohn nie so richtig meistern konnte.
Harolds Erlebnisse sind derart authentisch, dass man das Gefühl hat, Harold schon lange zu kennen. Die Geschichte steckt voller Höhen und Tiefen. Sie ist weder spektakulär, noch besonders aufdringlich. Vielmehr ist sie etwas ganz besonderes: eine wunderschöne Geschichte, die insbesondere von Liebe, Einsamkeit, Trauer, Wut, aber auch Angst geprägt ist.
Eine wirklich schöne Story über die Liebe, die Verbundenheit zu Menschen, die einen einmal sehr berührt haben, über das Verzeihen und über den Tod. Man sollte sich jedoch darüber im klaren sein, dass man hier keine besonders anspruchsvolle Kost vor sich liegen hat. 
Wem das Seichte, das Kitschige so überhaupt nicht liegt, dem wird dieses Buch sicherlich nicht gefallen. Wer aber einfach ein "schönes" Buch lesen möchte, ohne allzu hohen Anspruch, einen Roman, in dem er sich vielleicht auch so dann und wann wiedererkennt, dem sei es zu empfehlen.