Rezension

Wenn nur nicht der lahme Einstieg gewesen wäre...

Oxen. Das erste Opfer - Jens H. Jensen

Oxen. Das erste Opfer
von Jens H. Jensen

Bewertet mit 4 Sternen

Bei dänischen Krimis bzw. Thrillern fällt mir als erstes der Name Jussi Adler Olsen ein. Es gibt natürlich zahlreiche weitere dänische Namen, aber er steht vor allem in den letzten Jahren für das Prädikat spitzenklasse. Mir ist klar, dass das nicht automatisch bedeutet, dass jeder andere dänische Krimiautor automatisch abliefert, aber Olsen war tatsächlich der Hauptgrund, dass ich mich auf Jensen und „Oxen“ eingelassen habe.
Der Beginn des Buches ist recht flott erzählt. Es gibt viele kurze Kapitel, es passieren direkt einige spannende Handlungen, aber den Zusammenhang kann man leider nur schwerlich begreifen. Es wirkt tatsächlich so, als ob mehrere Geschichten erzählt werden. Da man zum Teil auch das Gefühl hat, dass kaum etwas passiert, wirkt das Erzählte unheimlich zäh. Die einzige Konstanz in diesem Wirrwarr sind die Abschnitte zu dem Obdachlosen, der mit seinem Hund unterwegs ist und von dem man zunehmend ahnt, dass er der titelgebende Held ist. Das hat mich sicherlich verblüfft, gleichzeitig aber direkt fasziniert. Denn ich liebe neue Reihen, denen ein ungewöhnliches Konzept zu Grunde liegen und nichts Anderes kann man von der „Oxen-Reihe“ behaupten.
Oxen ist eine Figur mit einigen Ecken und Kanten, die auf ungewöhnliche Weise zum Ermittler mit unheimlich gutem Gespür avanciert. Aber nicht nur Oxen weiß zu begeistert, auch seine Partnerin Margarethe Frank hat das Wort „anders“ förmlich auf die Stirn tätowiert. Sie hat ebenfalls eine bewegte Vergangenheit, ist eine hervorragende Spürnase und unglaublich zäh. Zusammen bilden sie ein Duo, das erst auf den zweiten Blick einen sympathischen Eindruck vermittelt. Denn sie sind so vielschichtig gestaltet, das man erst hinter die Fassade blicken muss, um echtes Gefallen an ihnen zu finden.
Neben diesen spannenden Figuren tut der Geschichte auch gut, dass irgendwann die inhaltlichen Zusammenhänge doch noch zu erkennen sind. Von da an entwickelt sich eine spannende und ungewöhnliche Ermittlungsarbeit. Schon Oxen, der Ex-Soldat als Ermittler, ist überraschend, aber auch dass der Bundesnachrichtendienst so intensiv in die Ermittlungen eingebunden wird. Jensen geht in seiner Geschichte einige ungewöhnliche Wege und das gefällt mir. Vor allem ab der Hälfte des Buches kommt Richtung Fahrt in die Geschichte. Es kommt ständig zu neuen Ermittlungsergebnissen, es gibt neue Verwirrungen und Vertrauensbrüche und die Spannung ist durchweg da. Zudem ist der Fall so dick aufgezogen, dass er die Reihe noch über zwei weitere Bände begleiten wird. Und das wirkt mir von der jetzigen Warte aus auch gar nicht langweilig, denn dieses Mysterium hinter der Geschichte hat wirklich unheimlich viel Potenzial.
Fazit: Ein wirklich toller dänischer Thriller, wenn nur nicht der zähe und auch höchst verwirrende Beginn gewesen wäre. So wird der Gesamteindruck etwas getrübt, aber auf der Habenseite bleibt stehen, dass „Oxen“ faszinierende und ungewöhnliche Charaktere aufbietet, ebenso ungewöhnliche Ermittlungsmethoden. Zudem ist die Spannung ab der Hälfte des Buches angezogen, so dass es wirklich bis zum Ende ein heißer Ritt bleibt. Ich werde bei dieser Reihe definitiv am Zug bleiben!