Rezension

Wenn Träumer töten können

The Bone Season - Die Träumerin - Samantha Shannon

The Bone Season - Die Träumerin
von Samantha Shannon

Bewertet mit 4 Sternen

Paige lebt in einem England, das noch immer gewissermaßen als das England zu erkennen ist, welches jetzt existiert. Doch es gibt auch große Unterschiede. Es leben dort Menschen, die unterschiedlich magisch begabt sind - und genau diese werden gnadenlos verfolgt und bei Festnahme getötet. Die wenigen freien magischen Leute leben unter dem Schutz von "Denkerfürsten", man könnte sie auch Mafiabosse nennen. Paige ist eine Träumerin, eine der seltensten magisch Begabten, die überhaupt existieren. Sie kann nicht nur in Träume und Unterbewusstsein von Menschen eindringen, sie bekommt irgendwann mit, dass sie mit ihrem "Talent" auch Menschen töten kann. Als sie eines Tages von den Behörden erwischt wird, erwartet sie nichts weniger als den Tod - doch dann wird sie den Rephaims ausgeliefert, Wesen aus einer anderen Welt, die sich in fast allem von Menschen unterscheiden.

Diese Rephaims nutzen die Magie der Menschen, um sich selbst zu nähren. Sie sind grausam, ungerecht, die Gefangenen sind ihnen kaum etwas wert. Paige wird dem "Wächter" überstellt; er ist gleichzeitig einer der höchsten und verachtetsten der Rephaims, und sie wird nicht schlau aus ihm. Warum behandelt er sie nahezu menschlich? Warum trainiert er sie, welche Ziele verfolgt er? Dann erfährt sie, dass es bereits einmal einen Aufstand gegen die Königin der Rephaims gegeben hat, und ihr Entschluss steht fest: Sie wird rebellieren, und sie wird fliehen oder sterben.

Shannon entwirft hier ein wirklich komplexes System, nicht nur im ersten Teil bei den Menschen mit ihren Hierarchien und unterschiedlichen magischen Fähigkeiten, sondern auch und gerade bei den Rephaims, die selbst eine faszinierende neue Rasse im Fantasybereich darstellen. Für eine so junge Autorin hat sie eine bemerkenswert geschliffene Sprache. Die Handlungen ihrer Protagonisten, die meistens gut ausgearbeitet sind, sind nachvollziehbar und man kann sehr gut seine Sympathien verteilen. Ob die angedeutete Liebesbeziehung tatsächlich notwendig oder überhaupt machbar ist, bleibt dahingestellt, aber es gibt ja noch genügend Sequels, die das zu klären vermögen.

Ich hatte jedenfalls Spaß an der Sache, kann dieses Buch jedoch nicht jedermann empfehlen. Zu komplex ist diese Welt, zu fremdartig viele Namen, Gerätschaften, Erfindungen. Das ist Fantasy zum Aufpassen, nicht nur zum Abschalten. Wahrscheinlich eher nichts für Twilight-Fans.