Rezension

Wer braucht schon Logik?

Children of Blood and Bone - Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone
von Tomi Adeyemi

Bewertet mit 2.5 Sternen

Von „Children of Blood and Bone – Goldener Zorn“ hatte ich mir eine Menge versprochen und war schlussendlich enttäuscht. Meines Wissens nach ist es der erste Jugendfantasyroman mit ausschließlich schwarzen Protagonisten, der noch dazu den afrikanischen Kulturraum und starke, weibliche Figuren in Szene setzt. Inspiriert wurde Autorin Tomi Adeyemi laut Danksagung von realen Ereignissen, nämlich die Erschießung unbewaffneter, schwarzer Jugendlicher in den USA durch die Polizei. In ihrem Debüt und Trilogieauftakt – der in Amerika ein Bestseller ist und bei uns Ende des Monats offiziell erscheint – erzählt sie die Geschichte eines Unrechtssystems, in dem eine ganze Spezies ausgegrenzt und kleingehalten wird.

Wenn ich nur das große Identifikationspotenzial und die Absichten der Autorin bewerten sollte, würde ich die volle Punktzahl vergeben! Leider müssen auch Story und Stil überzeugen. Und konnten es in diesem Fall leider nicht. In den ersten Kapiteln führt die Autorin noch vielversprechend in ihre Welt ein: Der Leser erfährt vom Königreich Orïsha, in dem die Magie nach blutigen Kämpfen ausgerottet ist. Die Kinder der einstigen Magier (Maji), darunter die junge Zélie, werden an ihre Abstammung täglich grausam erinnert, denn sie sind nahezu rechtlos. Eines Tages begeht der König einen folgeschweren Fehler, indem er seine eigene Tochter gegen sich aufbringt. Als das Schicksal Prinzessin Amari kurz darauf mit Zélie und derem Bruder Tzain zusammenführt, machen sich die drei gemeinsam auf den Weg, um die Magie nach Orïsha zurück zu bringen. Ihnen auf der Spur ist Inan, Amaris Bruder… seinem Vater, dem König, treu ergeben.

Eine kleine Gruppe Weltretter, ein Wettlauf gegen die Zeit, coole Magie. Alle Zutaten für einen mitreißenden Fantasyroman sind da. Dass mein Puls stellenweise bei 180 lag, hatte jedoch wenig mit der „spannenden“ Handlung zu tun, sondern damit, dass die Autorin so schnell voranprescht, als sei das königliche Heer nicht nur hinter Amari, Tzain und Zélie her, sondern auch hinter ihr persönlich. In einem Höllentempo jagt sie von einem Höhepunkt zum nächsten, ohne sich Zeit für Spannungsaufbau und Kulissen zu nehmen. Die logischen Löcher, die sich dabei mitunter auftun, sind (Spoiler) so groß wie die nicht näher beschriebene Kampfarena, die in nullkommanix geflutet werden kann und in der sich 30 Schiffe eine Schlacht liefern, die kurz darauf schon wieder vorbei ist. (Spoiler Ende) Stellenweise konnte ich der Autorin kaum folgen. Zumal sich auch viele ihrer (Fantasy-) Wortschöpfungen nicht immer leicht erschließen und ein Glossar gänzlich fehlt.

An Ideen gibt es wenig Neues. Keine Wendung, die dem versierten Fantasyleser nicht bekannt vorkommt. Star Wars, Herr der Ringe, Panem, Avatar, Die Legende von Aang, Indiana Jones… die Liste von Filmen und Büchern, zu denen Parallelen erkennbar sind, wurde während des Lesens in meinem Kopf länger und länger. Viele Entwicklungen sind so voraussehbar wie der nächste Sonnenaufgang, vor allem die Liebeskonstellationen sind schon nach den ersten Seiten (sonnen-)klar. Wenn die Geschichte gegen Ende dann tatsächlich noch für Überraschungen gut ist, sind diese leider so holzschnittartig ausgeführt, dass sich kein Staunen einstellt, sondern nur Verblüffung über den Erfolg des Buches, dem jegliche Tiefe, Chemie und düsteres Flair fehlen, um (die teilweise tragischen und blutigen) Entwicklungen und die Charaktere lebendig erscheinen zu lassen.

Was bleibt? Vor allem der Eindruck, dass es sich um eines dieser Bücher handelt, bei denen die Verfilmung während des Schreibens schon im Hinterkopf war.. und bei dem die Verfilmung (die in Vorbereitung ist) vielleicht sogar besser wird als die literarische Vorlage. Die Geschichte selbst fand ich leider sehr durchschnittlich und mangelhaft ausgearbeitet.
2,5 Punkte