Rezension

Wer Curran nach dieser Lektüre nicht verfalen ist, dem ist nicht mehr zu helfen

Leviathan. Kopfjäger
von Tim Curran

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

 

Wendebuch mit 2 spannenden Geschichten von Tim Curran!

 

Leviathan:

Seagull Island … eine geheimnisvolle Insel. Man munkelt, sie sei das Tor zu einer anderen Welt – einer Welt urzeitlicher Monster. Die Einheimischen reden nicht darüber. Sie verleugnen es. Aber plötzlich ändert sich alles … Auch Johnny Horowitz, ein unbeliebter Paparazzi, hat von dem Mythos gehört und ist ganz besessen von dem Gedanken, als erster einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Während Hurricane Amelia über der Insel tobt, wird das Tor in die prähistorische Welt weit aufgestoßen, und Johnny plant dorthin zu gelangen, mit der Kamera in der Hand, unabhängig von den Konsequenzen.

 

Kopfjäger:

Vietnam 1970. Eine grüne Hölle, wo der Tod hinter jedem Baum, in jedem Schatten und jedem Nebel lauert. Sprengfallen und Munition, Landminen und Raketen. Mike McKinney ging dorthin, um über den Krieg zu schreiben, über den Terror und die Frustration, über Soldaten und Menschen und eine Landschaft, die durch den Krieg für immer verändert wurde … doch dann begegnet ihm noch etwas anderes: Ein urzeitlicher Horror, entsprungen dem dunkelsten vietnamesischen Aberglauben. Eine groteske Abscheulichkeit, die durch den Dschungel und über die Hochebenen schleicht, auf der Suche nach menschlichen Köpfen. Nun ist es auf der Jagd nach ihm. Und nichts kann es stoppen.

 

Bei Tim Curran habe ich immer ein wenig das Gefühl, er kann es mir als Leserin nie so richtig recht machen.

Bei „Zerfleischt“ war ich nach etwa 100 Seiten des immer gleichen Gemetzels recht schnell abgestumpft, so dass sich ein „weniger ist mehr-Gefühl“ einschlich.

„Dead Sea“ ist ein großartiges Buch, das mir aber auch mit etwa 200 Seiten weniger ebenso gut gefallen hätte.

 

Das Curran-Double „Leviathan/Kopfjäger“ konnte es mir auch nicht recht machen – aber dieses Mal im positiven Sinne.

Bei beiden Novellen hätte ich auch liebend gerne 200 bis 300 Seiten mehr verschlungen.

„Leviathan“ besticht weniger durch ausufernde Gemetzel, dafür aber umso mehr durch eine tolle Story, detailreiche und wirklich gute Szenenbeschreibungen sowie ein gut portioniertes Häppchen schwarzen Humors.

Hier hat einfach alles gepasst. Johnny Horowitz, der Unsympath schlechthin, liefert dem Leser eine actionreiche Reise in prähistorische Welten. Ich hätte hier sehr gerne mehr gelesen. Leider war das Vergnügen recht kurz – dafür aber wirklich intensiv. Diese Novelle hat großen Spaß gemacht und eine mir bislang unbekannte Seite von Tim Curran an die Oberfläche gebracht.

 

„Kopfjäger“ schien auf den ersten Blick nicht ganz mein Fall zu sein, weil ich nicht unbedingt auf militärisch angehauchte Schmöker stehe.

Letztlich hatte mir diese Novelle aber noch besser gefallen als „Leviathan“.

„Kopfjäger“ ist extrem in seiner Stimmung, schildert plastisch den Kriegsalltag in Vietnam, die schwarze, hoffnungslose Situation der Soldaten und zieht einen damit unweigerlich in den Abgrund.

Genial gut geschrieben – Mir blieb schlicht die Luft weg.

Sehr schön auch das Spiel mit urbanen Legenden, ein Highlight für Fans von erdrückendem Grauen und somit herrlich spooky!

Auch hier hätte ich noch Stunden weiterlesen können. Aber bekanntlich soll man gehen, wenn es am schönsten ist. Diese Story habe ich nur äußerst ungern beendet.

 

Zusammenfassend kann ich den Sterneabzug für die Kürze der Geschichten nicht nachvollziehen, denn beide Novellen sind Paradebeispiele für Currans vielseitiges Können. Und der Wunsch nach mehr zeigt deutlich, dass hier alles richtig gelaufen ist.

 

Fazit:

Das Curran-Double „Leviathan/Kopfjäger“ ist ein heimtückischer Anfixer für alle, die noch nie etwas von diesem Autor gelesen haben. Spätestens nach dem Genuss dieser beiden Novellen dürfte es um jeden Leser geschehen sein.