Rezension

Wer eine Nacht zum Durchlesen Zeit hat, sollte sich dieses Buch schnappen!

Abgeschnitten - Sebastian Fitzek, Michael Tsokos

Abgeschnitten
von Sebastian Fitzek Michael Tsokos

Bewertet mit 5 Sternen

Nichts für schwache Nerven!

"Und machen sie sich keine Gedanken. Ich habe ja keine Steuern hinterzogen, nur einen Menschen umgebracht, was soll mir da schon groß passieren?" (Zitat S. 392)

Das bringt es schon auf den Punkt. Es klingt grotesk, aber das ist es nicht – wie man feststellt, wenn man dieses Buch gelesen hat.
Mich hat "Abgeschnitten" von der 1. Seiten an gepackt und ich wollte dringend wissen: Was geht da vor sich? Was hat das alles zu bedeuten?
Aber da muss man als Leser abwarten und gespannt weiterlesen, fast bis zum Schluss. Nach und nach lichtet sich das Puzzle ein wenig, bis es dann zur nächsten Wendung kommt.

"Abgeschnitten" ist ein packender Psychothriller, der auch eine große Portion Action bereithält und bei dem Fitzek mal wieder mit einem sehr intelligenten Aufbau aufwartet und den für ihn typischen perfiden Humor bereithält. Die Besonderheit bei "Abgeschnitten" liegt jedoch in der Kooperation, die Fitzek bei diesem Pageturner mit dem Rechtsmediziner Michael Tsokos eingegangen ist, denn das Thema der Rechtsmedizin wird hier in den Mittelpunkt gerückt.

Worum geht es?
Protagonist ist der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, der auf besonders brutale Fälle spezialisiert ist. Daher ist es zunächst auch nichts besonderes als er eine Leiche auf seinen Seziertisch bekommt, die besonders monströs zugerichtet ist – bis er allerdings während der Obduktion die Telefonnummer seiner Tochter Hannah, versteckt in einer Kapsel, findet. Sie wurde verschleppt und Herzfeld muss sich entscheiden: Geht er den amtlichen Dienstweg mit seinen Vorschriften oder will er einfach nur als Vater, das Leben seiner Tochter retten. Und so beginnt für ihn eine Schnitzeljagd mit weiteren Leichen und weiteren Hinweisen. Die nächste Leiche mit einem Hinweis jedoch befindet sich auf der Hochseeinsel Helgoland, ausgerechnet während dort ein Orkan wütet und die Insel vom Festland abgeschnitten ist. So ist er auf die Hilfe von Linda angewiesen, die ihn zufällig kontaktierte, weil sie neben einer Leiche auch ein Handy fand auf dem Herfeld zuvor mehrmals vergeblich versuchte anzurufen ...

Meine Meinung:
Der Schreibstil ist, wie man es von Fitzek gewohnt ist, toll, locker und packend. Stellenweise auch humorvoll auf eine ironische Weise. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Mischung macht´s. Das Thema der Rechtsmedizin ist für mich persönlich irgendwie faszinierend und befremdlich zugleich, somal, wenn es sich nicht um den natürlichen Tod handelt. Man darf bei der doch teils recht detaillierten Ausführung keine schwachen Nerven haben.
Toll gelungen sind mal wieder die zahlreichen intelligenten Wendungen, die dem Autorenduo mit falschen Hinweisen gelungen sind, sowie die überzeugenden Charaktere.
Sehr abwechslungsreich haben das Buch auch die verschiedenen Blickwinkel/Orte gemacht. Mit Herzfeld verfolgt man die Spuren in Berlin und folgt ihm auf seiner Suche nach seiner Tochter. Mit Linda befindet man sich auf Helgoland, wo es nicht nur wegen des Wetter stürmisch zugeht. Und dann ist da noch ein weiterer Ort, der die Hölle beschreibt.
Die einzelnen Kapitel sind oftmals so aufgebaut, dass der letzte Abschnitt eines Kapitels Fragen offen lässt und mit Cliffhanger endet. So ist es kein Wunder, wenn man das Buch innerhalb weniger Tage oder Stunden schon ausgelesen hat.

Der Hintergrund, der hier gewählt wurde spricht mich besonders an, denn neben der Schnitzeljagd, neben der Rechtsmedizin und neben grausamen Morden geht es eigentlich um etwas anderes: "Es geht um das gesamte System, das Opfer zu Tätern macht …" (Zitat Seite 295).
Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, denn es lohnt sich, das selbst zu erforschen ;-)

Man merk, ich bin absolut begeistert und so vergebe ich gerne 5 Sterne.