Rezension

Wer geht in die Falle?

Die Falle - Melanie Raabe

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Die bekannte und erfolgreiche Schriftstellerin Linda Conrads lebt seit einem traumatischen Erlebnis sehr abgeschieden in ihrer Villa am Starnberger See. Vor 12 Jahren hat sie ihre Schwester Anna in einer Blutlache tot aufgefunden und hat dem Mörder kurz ins Gesicht geschaut. Trotz Phantombild konnte der Mörder damals nicht gefasst werden und eines Tages konnte Linda ihre Villa nicht mehr verlassen.

Durch einen Zufall sieht Linda dieses Gesicht auf einen Nachrichtensender, es ist der Journalist Victor Lenzen. In ihr reift der Plan, Victor eine Falle zu stelle, damit er endlich seine gerechte Strafe bekommt. Da Linda ihre Villa nicht verlassen kann, braucht sie etwas, um ihn zu sich zu locken. So entsteht das Buch im Buch, indem es um die Ermordung ihrer Schwester geht. Die Falle kann zuschnappen…

 

Mit ihrem Debüt "Die Falle" hat Melanie Raabe einen megaspannender Krimi/Thriller der Extraklasse geschrieben.

„Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe.“ Zitat Seite 5

Gleich mit ihren ersten Worten schafft es die Autorin mich in den Bann zu ziehen und mich erst wieder loszulassen, als ich die Geschichte zu Ende gelesen habe.

Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, die Wahl in der Ich-Perspektive zu schreiben, finde ich hier nur richtig. So ist der Leser nahe an Linda und kann ihre Gedanken, Gefühle und Ängste spüren.

 

Die Spannung befindet sich die ganze Zeit auf einen hohen Level, besonders das Interview ist Spannung Pur!!! Hier liefern sich zwei starke Personen ein Katz und Maus-Spiel. Die akribische Vorbereitung von Linda auf dieses Gespräch hat mich fasziniert, sie ist strukturiert und weiß genau, was sie will.

"Keines dieser Lebensmittel habe ich auf Basis des Geschmacks ausgesucht, sondern in Hinblick darauf, wie wahrscheinlich es ist, dass man eine ordentliche DNA Spur hinterlässt, wenn man sie zu sich nimmt." Zitat Seite 94
 

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, authentisch und entwickeln sich im Laufe des Buches. Die selbstbewusste und zielstrebige Linda wird durch ein traumatisches Erlebnis aus der Bahn geworfen und flüchtet sich in die Isolation. Für einen Menschen ohne Ängste ist es kaum vorstellbar, solange das Haus nicht zu verlassen und trotzdem kann ich die Beweggründe gut verstehen. Die Autorin hat diese Stimmung mit wunderbaren Worten wiedergeben und Linda eine eigene kleine Welt erschaffen:

"In meiner Welt ist es Sommer wie Winter exakt 23,2 Grad warm. In meiner Welt ist immer Tag und niemals Nacht. Hier gibt es keinen Regen, keinen Schnee, keine kaltgefrorenen Finger. In meiner Welt gibt es nur eine Jahreszeit, und ich habe noch keinen Namen für sie gefunden. 

Diese Villa ist meine Welt. Das Kaminzimmer ist mein Asien, die Bibliothek mein Europa, die Küche mein Afrika. Nordamerika liegt in meinem Arbeitszimmer. Mein Schlafzimmer ist Südamerika, und Australien und Ozeanien liegen auf meiner Terrasse. Nur ein paar Schritte entfernt, aber vollkommen unerreichbar." Zitat Seite 5+6
 

Die Idee, die Vergangenheit in Form eines Buchs im Buch wiederzugeben, finde ich sehr gelungen.

 

Fazit:

Mit "Die Falle" hat Melanie Raabe ein gelungenes Debüt uns Lesern präsentiert und ich möchte unbedingt noch mehr von ihr lesen.

Dieser Krimi/Thriller bekommt von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.