Rezension

Wer sagt die Wahrheit?

Ich soll nicht lügen - Sarah J. Naughton

Ich soll nicht lügen
von Sarah J. Naughton

Bewertet mit 4 Sternen

Mags' Bruder Abe stürzt in einem Wohnhaus 12m in die Tiefe und liegt anschließend lebensbedrohlich verletzt im Koma. Zunächst sieht alles nach einem Selbstmord aus, doch seine Schwester zweifelt an dieser Version. Die Anwältin misstraut Abe's Verlobten Jody und begibt sich alleine auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei kommt sie sowohl ihrer eigenen, Jody's sowie auch der Vergangenheit ihres Bruders gefährlich nah und so nimmt das Schicksal seinen Lauf...

"Ich soll nicht lügen" beginnt mit einem spannenden Einstieg. Der Leser ist direkt mitten in der Geschichte und wird über den Unfall aufgeklärt. Die Autorin wählt einen sehr flüssigen, angenehmen Schreibstil, der es dem Leser einfach macht, der Story zu folgen. Dieser Stil zieht sich durch das gesamte Buch, sodass es sich schnell lesen lässt. Die Perspektivwechsel und die relativ kurzen Kapitel habe ich ebenfalls als sehr positiv empfunden. 

Inhaltlich ist das Buch vielversprechend und spannend. Die Settings sind gut gewählt, die Protagonisten größtenteils authentisch und der Handlungsverlauf glaubwürdig. Ich konnte mich die meiste Zeit sehr gut in die Situation und den Gemütszustand der Protagonisten Mags und Jody hineinversetzen.
Lange Zeit war für mich auch wirklich unklar, wie die Geschichte enden wird. Zwar bekam ich als Leser immer wieder neue Puzzleteile zugeworfen, doch ein großes Ganzes erschloss sich mir erst recht spät. Das fand ich sehr gut. Lediglich das Ende sprengt für mich den Rahmen. Hier hätte ich mir ein einfacheres, weniger spektakuläres Ende gewünscht, das meiner Meinung nach etwas besser zum Buch gepasst hätte. So wirkt es für mich zu sehr konstruiert und unrealisitisch. 

Fazit: Es ist zwar keine wirklich innovative Idee, aber das Buch ist spannend, enthält interessante psychologische Aspekte und wichtige Themen, die auch im Nachhinein noch zum Nachdenken anregen. Ich persönlich würde das Buch jedoch nicht in die Spalte "Psychothriller" einordnen. Dazu fehlt mir persönlich noch das gewisse Etwas - noch fesselndere, verwirrende Handlungen und speziellere Charaktere. Auch weil das Ende mich nicht komplett überzeugen konnte, vergebe ich 4 Sterne.