Rezension

Wer verbirgt etwas? Wer lügt?

Der Kreidemann
von C. J. Tudor

Bewertet mit 5 Sternen

„Der Keidemann“ ist eine Geschichte um eine Clique, bestehend aus vier Jungs und Nicky. Sie ist Pfarrerstochter und sollte sich aus der Sicht ihres Vaters lieber um wichtigere Dinge kümmern, als sich mit diesen Rotzlöffeln herumzutreiben. Die vier Jungs nennen sich Eddie Munster, Fat Gav, Hoppo und Metal Mickey. Die fünf lieben und hassen sich, und, sie brauchen sich.

Die Truppe, die sich aus allen Gesellschaftsschichten speist, wird in ihrer präpubertären Phase und im Erwachsenenalter begleitet, wodurch „Der Kreidemann“ auf zwei Zeitebenen entsteht. Ich mag dieses Stilelement sehr. Eddie/Ed erzählt die ganze Geschichte aus seiner Sicht (Ich-Perspektive), wodurch der Leser ihm sehr nahe kommt und sich selbst schnell mitten im Geschehen befindet.

Eddie ist als 12-Jähriger der typische Underdog, zwar aus einer liebevollen Familie stammend, aber finanziell benachteiligt und etwas unsportlich, was ihn für mich sehr sympathisch macht. Auch als Erwachsener sieht es für ihn nicht wirklich besser aus. Ohne Frau an seiner Seite wohnt er nach wie vor im geerbten Haus seiner Eltern. Damit er überhaupt über die Runden kommt und nicht ganzallein sein muss, vermietet er ein Zimmer im Haus. Verwunderlich ist seine Situation für den Betrachter allerdings nicht, da er doch schon ein paar schrullige Elemente mitbringt, z. B. sammelt er allerlei merkwürdige Dinge.

Fat Gav ist das reiche Kind in der Gruppe, das in seiner Kindheit immer alles hatte, aber dann im Erwachsenenalter nicht mehr mit ganz so viel Glück gesegnet ist. Auch er hat sein Brot zu knabbern. Hoppo, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die mehrere Putzjobs ausübt, muss wie Eddie zusehen, wie er klar kommt. Mickey hat einen großen Bruder und dementsprechend schon eine ziemlich große Klappe für sein Alter. Meine Sympathie für die drei schwankt im Laufe der Geschichte. Wen ich am Anfang nicht mochte, mag ich zum Ende hin oder umgekehrt, oder aber ich war mir zwischendurch nicht mehr so sicher, ob ich ihn richtig eingeschätzt hatte.

So weit, so gut. Bis hierher könnte man denken, es handle sich um einen Abenteuerroman. Doch gleich zu Beginn gibt es einen Gruselmoment. Die Story beginnt mit dem Entdecken einer ungewöhnlichen Leiche. Auch im weiteren Verlauf wird nicht mit erschreckenden Ereignissen und Toten gespart. Es treten gruselige Persönlichkeiten und Persönlichkeiten mit abgründigem Inneren auf die Bühne. Nie weiß der Leser, wer wirklich in welche Kategorie gehört. Spannend ist auch die Rolle der Kreide und der Kreidemännchen in Verbindung mit den Greultaten. Wer malt sie und warum?

Insgesamt hat mir der Thriller besonders gut gefallen. Es gab diverse Überraschungsmomente. Es war nie langweilig und man wurde immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Selten bin ich so oft bezüglich potentieller Täter ins Schwanken geraten wie hier. Am Ende erkennt man, dass jeder seine Geheimnisse hat und auch mal lügt. Aber, wenn alle immer die vollständige Wahrheit sagen würden, hätten wir hier nicht so einen spannenden Thriller gehabt.

Fazit: Klare Leseempfehlung.