Rezension

Wer war Lenchen Demuth ?

Revolution im Herzen - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Revolution im Herzen
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

Lenchen Demuth wird in dem kleinen Ort St. Wendel geboren. Der Vater versucht als Tagelöhner seine zahlreiche Familie zu ernähren. Als dieser stirbt, zieht das Elend und der Hunger endgültig ein. Da beschließt Lenchen, gerade mal 8 Jahre alt, nach Trier zu gehen, um dort als Dienstmädchen Geld zu verdienen. Als glückliche Fügung erweist sich, dass Lenchen Jenny von Westphalen begegnet. Sie beginnt ihren Dienst in deren Elternhaus und lernt so Karl Marx kennen. Dieser hat sich bereits in jungen Jahren der Revolution verschrieben. Jenny und Karl verlieben sich in einander. Die Hochzeit lässt aber lange auf sich warten, da Marx Probleme hat, eine Anstellung zu finden. Schließlich arbeitet er als Journalist, immer in Angst vor Verhaftung durch die Preußen. Als Jenny ihr zweites Kind erwartet, schickt deren Mutter Lenchen als Dienstmädchen zu ihr. Lenchen macht sich auf nach Brüssel, wo die Familie Marx mittlerweile lebt. Dort nimmt sie sich des häuslichen Chaos an und kümmert sich um die Kinder, während Jenny den Kampf ihres Mannes unterstützt. Jenny und Lenchen verbindet seit der Zeit in Trier fast so etwas wie Freundschaft. Marx steht sie eher ablehnend gegenüber. Die Familie lebt in angespannten finanziellen Verhältnissen. Marx kann nicht mit Geld umgehen. Schulden gehören zu ihrem Leben. Als Marx Verhaftung droht, findet die Familie eine Heimstatt in London . Hier im Zentrum des Kapitalismus glaubt Marx die Revolution voran treiben zu können. Tatsache ist, die Familie lebt in bitterster Armut. Als Jenny sich auf Bettelreise zu einem Onkel in Belgien befindet, kommt es zur Annäherung zwischen Lenchen und Marx. Lenchen wird schwanger und bringt einen gesunden Jungen zur Welt. Auf Drängen von Marx gibt sie in gleich nach der Geburt zur Adoption. Ihre Freundschaft zu Jenny zerbricht. Diese kann ihr den Vertrauensbruch nicht verzeihen. Doch Lenchen bleibt weiter bei der Familie, hofft, dass alles wieder gut wird und trauert um ihren Sohn.
Das Buch hat mich sehr bewegt. Man lernt die Familie Marx durch Lenchens Augen kennen und damit das private Familienleben. Der Revolutionär und Visionär Marx findet eher beiläufig statt. ich fand die Schilderung der sozialen Verhältnisse einfach schrecklich. Für unsere Verhältnisse ist das schwer vorstellbar und noch weniger zu ertragen, gerade auch die hohe Kindersterblichkeit. Dass Marx zu dem Schluss kam, dies müsse zu einem Aufstand des Lumpenproletariats führen, ist nur folgerichtig.
Was mich dagegen enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass Marx ein typisch männliches verhalten an den Tag legt. Sein Verhalten Lenchen gegenüber als sie sein Kind bekommt, ist einfach nur schäbig. Für mich unverständlich dass Lenchen sich weiterhin für die Familie aufopfert und die schroffen Zurückweisungen Jennys erträgt. Dennoch muss ich sie bewundern, wie sie ihr Leben meistert trotz fehlendem Schulbesuch und widrigen Lebensumständen. Sie scheint trotz allen ein zufriedener Mensch gewesen zu sein.