Rezension

Wer waren sie?

Wir waren hier - Nana Rademacher

Wir waren hier
von Nana Rademacher

Bewertet mit 4 Sternen

Was ich mir von dem Buch erwartet hatte:
Cover und Inhaltsangabe klangen für mich nach einer Dystopie ähnlich mir bereits bekannter mit dem interessanten Detail, dass es in Berlin spielt, also nicht in Amerika oder andernorts. Auch ist die Zukunft nur 23 Jahre entfernt, also noch in meinem Leben. Da es ein Jugendbuch ist, rechnete ich mit einer jugendlichen Sprache und den typischen Problemen, die mit dem Erwachsenwerden und den vorgegebenen Grenzen einhergehen.

Was ich bekommen habe:
Die Autorin Nana Rademacher hat durchaus eine jugendliche Sprache und Form für das Buch gewählt. Vor allem der erste Abschnitt mit den Texten, die im Internet oder als Tagebucheinträge daherkommen, machen dies deutlich. Leider ist das eine Form, die ich gar nicht mag in Büchern. Ich tat mich also mit dem Einstieg etwas schwer und war froh, als im zweiten Abschnitt auf die normale Erzählform übergegangen wird. Ich war etwas überrascht, dass die Zustände, in denen die Menschen jetzt leben, so wenig näher erklärt werden. D.H. man erfährt kaum von den Umständen, die dazu geführt haben, dass die Natur verrückt spielt, überall Krieg herrscht und alle Dinge nur begrenzt verfügbar sind. Man hat den Eindruck, keiner kann es mehr genau nachvollziehen, aber da es ja nur eine so kurze Zeitspanne ist, bis zur heutigen Gegenwart, fand ich das unrealistisch. Außerdem sind die Jugendlichen sehr sehr vernünftig und treffen sehr erwachsene Entscheidungen. Auch wenn Anna, die Hauptdarstellerin zuerst noch naive Zukunftspläne hat, so ist sie doch in fast jeder anderen Hinsicht sehr abgeklärt und man spürt nicht richtig, wie jung sie eigentlich wirklich ist.

Am meisten hat mich der finale kurze dritte Abschnitt gestört, den es meiner Meinung nach in dieser Art gar nicht gebraucht hätte. Aber das scheint ja in zu sein, dass man noch so ein finales Abschlusskapitel macht, in dem auf die Zukunft ein Ausblick gegeben wird. Und die ist in Annas Fall leider eher destruktiv.
Für Jugendliche finde ich das Buch nur bedingt empfehlenswert. Zumindest benötigen sie einen Erwachsenen, der vielleicht am Ende mit ihren darüber diskutiert.