"Wer zu lang überlegt, der verpasst ein Stück Leben..."

Eines Tages, Baby
von Julia Engelmann

Das, worüber Julia Engelmann in Eines Tages, Baby… schreibt, ist nicht neu. Nein.

Ihre Texte handeln vom Erwachsenwerden und trotzdem Kind bleiben. Vom allein und gemeinsam sein. Von der Schwierigkeit Entscheidungen zu treffen. Von der Suche nach dem Sinn und der Richtung im Leben. Vom Menschsein eben - und davon, dass das beste „später“ jetzt ist.

Was mich trotzdem beeindruckt, ist ihre Art mit den Augen und dem Herzen zwischen den Zeilen des Alltags zu lesen und für das, was sie sieht, Worte zu finden, die keinen Umweg nehmen. Sie ist keine stille Poetin. Sie ist eine starke - auch wenn sie vielleicht oft zerbrechlich wirkt - und dieses Buch ist ihr Stempelkissen, mit dem sie Spuren hinterlassen wird. Bei mir vor allem mit „Bestandsaufnahme in 3 Teilen“ und „Für meine Eltern“:

„Bestandsaufnahme in 3 Teilen“, weil es so trügerisch banal klingt und trotzdem von unschätzbarem Wert ist: wenn man sich bewusst macht, was man hat. Augen mit denen man sehen, Beine mit denen man gehen, Ohren mit denen man hören kann… All das eben, was man für selbstverständlich hält und dessen wirklichen Wert man meist erst entdeckt, wenn es einem plötzlich fehlt.

„Für meine Eltern“, weil es nicht nur eine der schönsten Liebeserklärungen ist, die ich jemals gelesen habe, sondern auch die womöglich beste Anleitung zum Elternsein, die es gibt, mit der man zwar vielleicht nicht alles richtig machen wird, aber das Wesentliche.

Alles in allem habe ich selten gleichzeitig so viel Wahrheit und Poesie in einem einzigen, noch dazu so kleinen Buch vorgefunden. In meinen Augen ist es eine Schatzkarte fürs Leben. Julia hat das X markiert. Nur danach graben musst du selbst.