Rezension

Werwolf und Aberglaube

Die Salbenmacherin und die Hure
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

Nürnberg im Juli 1409. Durch wochenlang anhaltende drückende Hitze verdorrt das Korn auf den Feldern und die Einwohner Nürnbergs kommen dadurch nicht mehr zur Ruhe. Der Gestank in der mittelalterlichen Stadt ist teilweise unerträglich, die Menschen werden immer gereizter und sehnen sich nach Regen. Sie befürchten Missernten und immer mehr Menschen erkranken an einem unbekannten Fieber. Als ein grauenhaft verstümmelter Leichnam am Ufer der Pregnitz gefunden wird ist den Einwohnern Nürnbergs sofort klar, dass kann kein Mensch getan haben – nur Werwölfe richten ihre Opfer so zu. Olivera, die Protagonistin des Romans, glaubt nicht an Werwölfe und zusammen mit Ihrem Ehemann Götz begibt sie sich auf die Suche. Doch die Menschen um sie herum wollen einen Schuldigen, egal wie und es beginnt eine Jagd, die auch vor Unschuldigen nicht Halt macht…

Die Autorin Silvia Stolzenberg schreibt leicht und flüssig, spannend und fesselnd. Der Spannungsbogen des Romans steigt langsam an und ist am Ende fast zum Bersten gespannt. Man kann diesen Roman nur schwerlich aus der Hand legen. Die Charaktere des Romans wirken authentisch und besonders Olivera ist eine Frau, die einerseits Stärke zeugt, aber auch sehr menschlich agiert.

Die Kapitel sind kurz, logisch aufeinander aufgebaut und obwohl ich beide Vorgängerromane nicht kannte, war ich sofort mitten im Geschehen. Das alte Nürnberg wurde so bildhaft beschrieben, dass es nicht schwer fällt, mit den Menschen durch die Gassen zu laufen und die Stadt vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Hervorragend recherchiert sind auch die Kunst des Salbenherstellens und die Foltermethoden, man spürt, dass die Autorin sich sehr intensiv und ausführlich damit beschäftigt hat und  sie vermittelt in meinen Augen ein recht realistisches Bild über das Leben des Mittelalters.

Siliva Stolzenburg vermittelt den Leser aber noch mehr, die doch recht oft abstrusen Denkweisen der damaligen Zeit, forciert durch die Kirche und die Machthaber, das Volk dumm und unwissend zu halten, um die eigenen Pfründe zu sichern und zu bewahren.

Der Roman endet mit einer offenen Frage, einem sogenannten Cliffhanger, wer ist der ominöse Auftraggeber, dass zu erfahren, müssen wir Leser uns noch ein wenig Geduld aufbringen..was man aber angesichts des gerade gelesenen Romans gerne tut.