Rezension

Wettlauf gegen die Zeit

Neuntöter - Ule Hansen

Neuntöter
von Ule Hansen

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Junge, der verbotenerweise auf einem Baugerüst am Potsdamer Platz in Berlin herumklettert, entdeckt etwas, das aussieht wie Mumien. Doch es sind drei Leichen, die bis auf das Gesicht komplett in Panzertape eingewickelt sind, in großer Höhe am Gerüst hängen und in die gleiche Richtung blicken. Die Fallanalystin Emma Carow wird auf den Fall angesetzt.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Die Geschichte wird sehr detailliert erzählt und lässt den Leser das Grauen spüren.

Dort oben am Gerüst sterben drei Menschen langsam und qualvoll – was verbindet die drei, die scheinbar nichts gemeinsam haben und auch nicht gleichzeitig dort sterben? Emma ist sich sicher, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit wird. Sie erwartet weitere Tote und ist sich sicher, dass hier kein Einzeltäter am Werk ist.

Zehn Jahre zuvor musste Emma Carow eine brutale Vergewaltigung über sich ergehen lassen. Sie ist schwer traumatisiert, menschenscheu und liebt ihre Arbeit, vor allem weil sie nicht an den Tatorten ihrer Fälle ermitteln muss. Ihr Vergewaltiger hat seine Strafe hinter sich und sein Buch über seine Sichtweise zu der Vergewaltigung kommt auf den Markt. Eine schwierige Zeit für Emma. Doch ihre Vorgesetzte Karen Brennemann ist schwanger und sucht eine Vertretung und Emma macht sich Hoffnungen auf den Job. Daher verbeißt sie sich ganz besonders in diesen Fall. Aber sie hat auch einen Konkurrenten. Felix Schreiner, neu im Team, will ebenfalls unbedingt diesen Job und ist auch nicht gerade zimperlich. Emmas Mentor Bogner unterstützt Emma immer wieder. In dieser Konstellation bleiben Reibereien im Team nicht aus.

Die Charaktere sind höchst unterschiedlich. Obwohl ich Emmas Rolle schlüssig finde, ist sie mir nicht sympathisch. Sie ist gut in ihrem Job und sie weiß das, aber sie ist kein bisschen teamfähig. Keine gute Voraussetzung für eine Führungsposition. Auch hält sie sich nicht an die Vorschriften und bringt sich selbst in Gefahr. Bezüglich ihrer Person bin ich ständig im Zwiespalt. Einerseits fühle ich mit ihr, andererseits geht sie mir oft auf die Nerven.

Über die Darstellung von Emmas Problemen gerät manchmal der bizarre Fall etwas in den Hintergrund. Wenn man über manche Längen hinwegsieht, ist die Geschichte spannend bis zum überraschenden Schluss.

Ein spannender Thriller mit einer etwas nervigen Protagonistin.