Rezension

Wie ein Märchen aus 1001 Nacht

Der Meisterkoch - Saygin Ersin

Der Meisterkoch
von Saygin Ersin

Blütezeit im osmanischen Reich. Der Sultan lässt, wie es Tradition ist, alle männlichen Verwandten ermorden. Durch Hilfe des Küchenchefs überlebt ein Junge dieses blutige Massaker und wird, da er den absoluten Geschmackssinn besitzt, zu einem Koch in die Lehre gegeben. Im Tempel der Genüsse verliebt er sich in eine junge Tänzerin, namens Kamer. Diese Liebe jedoch ist aussichtslos, da sie im Harem für ihn tabu ist. Um zu vergessen, tritt er eine lange Reise an, deren einzelne Stationen aus ihm einen Meisterkoch machen. Vergessen hat er Kamer nicht und sein letztes Ziel ist der Sultanspalast.

Das wunderschöne Cover hat mich sofort neugierig gemacht. Schon hier kamen erste Erinnerungen an meine heiß geliebten Märchenbücher hervor. Passend zur Geschichte ist es in Gold und Rot gehalten und zeigt stilisierte, orientalische Ornamente, die sich bei näherem Hinschauen als Kochutensilien erweisen. Einige sind schwarz gehalten und haben eine besondere Bedeutung im Buch.

Die Sprache ist wunderbar blumig, sehr detailliert und voller Poesie. Sie schafft es den Leser mitten hinein in das Geschehen zu versetzen. Man spürt richtig die Hitze in der Küche, die hektische Unruhe, hört das Klappern der Töpfe und wenn man die Augen schließt, schmeckt man die verschiedenen Gewürze auf der Zunge. Die liebevolle, genaue Beschreibung der Gerichte und des Kochvorgangs haben mich sehr fasziniert und ich musste aufpassen das Buch nicht hungrig zu lesen. Aber es geht um noch viel mehr, als nur um Essen, obwohl es in diesem Roman eine sehr große Rolle spielt. Es geht um Liebe und Hoffnung, um Verlust und vor allem um Durchhaltevermögen, um die Kunst sein Leben so zu gestalten, wie man es möchte, auch wenn es aufgrund vieler Widrigkeiten nicht immer einfach ist. Im Roman taucht man tief ein, in eine bunte, sinnliche, unbekannte Welt. Lernt die unterschiedlichsten Gewürze kennen, erfährt vieles über Astrologie und Medizin, sehr Wissenswertes über die Heilkraft der Natur und natürlich davon, wie man durch das richtige Essen einen Menschen glücklich machen kann. Vieles in diesem Buch ist nicht unbedingt realistisch, man weiß nicht, ob es sich nicht nur in den Köpfen der Protagonisten abspielt, ein Märchen eben. Aber was für eines! Der Meisterkoch hat mich verzaubert und mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt. Zu meinem Glück fehlt nur noch eines: Ich hätte gerne die passenden Rezepte zu den wundervoll beschriebenen Gerichten gehabt.