Rezension

Wie Frauen Verbrechen begehen

Psychopathinnen - Lydia Benecke

Psychopathinnen
von Lydia Benecke

Bewertet mit 5 Sternen

Grausame Verbrechen werden Frauen oftmals nicht zugetraut, so dass ihre Taten lange unentdeckt bleiben. Dabei sind ihre Vergehen häufig genauso brutal, aber viel raffinierter und geschickter geplant, als die von Männern begangenen Straftaten. In diesem Buch schildert die Psychologin Lydia Benecke nicht nur bekannte Fälle von Frauen, die äußerst brutal gegen ihre Opfer vorgegangen sind, sondern gibt auch einen Überblick über die aktuelle Forschung zu weiblichen Psychopathinnen.
Die Autorin stellt hier zum größten Teil verschiedene straffällig gewordene Frauen vor und beleuchtet dabei deren Kindheit und Werdegang. Wie eine Geschichte erzählt sie, was diese Frauen schon früh geprägt hat, wie sich bei ihnen wahrscheinliche Störungen entwickelt haben und was schließlich der Auslöser dafür gewesen sein könnte, warum sie so schreckliche Verbrechen begangen haben.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und hat mich oftmals schockiert und auch jetzt nach dem Lesen fassungslos zurück gelassen. Es ist wirklich schwer, nachzuvollziehen, wie beispielsweise eine Mutter Gewalt gegen ihre Kinder anwendet und diese aus nichtigen Gründen einfach umbringt. Schlimm fand ich auch, dass in vielen Fällen bereits Nachbarn und die Familie einen Verdacht hegten, aber keiner rechtzeitig eingegriffen und die Behörden verständigt hat. Gerade in bekannten Fällen wie dem von Diane Downs ist mir das unbegreiflich.
Lydia Benecke geht mit einem sehr wissenschaftlichen und neutralem Blick an die verschiedenen Sträftäterinnen heran und zeigt differenziert, was ihnen während der Tat wahrscheinlich im Kopf vorging. Sie stellt die weiblichen Täter dabei nicht als Monster dar, sondern zeigt, wie beispielsweise Missbrauch und lieblose Kindheiten oft zu Promiskuität und unbeständigen Beziehungen geführt haben.
Besonders schockiert hat mich ein Kapitel, indem es um Extremfälle weiblicher Psychopathie geht. Hier war ich froh, dass Frau Benecke an einer Stelle eines besonders brutalen Verbrechens dem Leser selbst überlässt, ob er im Internet den genauen Tathergang nachlesen möchte.
Die Autorin schreibt gut verständlich und erklärt in vielen Exkursen bestimmte Fachbegriffe und Phänomene, wie zum Beispiel worum es sich ganz genau um ,,Trigger" handelt und was man unter ,,False Memory" verstehen kann. 
Insgesamt ist ,,Psychopathinnen" ein interessantes, aber auch sehr aufwühlendes und erschreckendes Sachbuch. Hier wird sehr deutlich, wie Frauen in Sachen Grausamkeit und Manipulation Männern in nichts nachstehen und oftmals sogar geschickter darin sind, ihre Taten zu verschleiern.