Rezension

Wie gut kennst du deinen Partner?

Mit Rosen bedacht - Jennifer Benkau

Mit Rosen bedacht
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 4 Sternen

Wanda ist in Freudentaumel, sie heiratet bald und ist dementsprechend aufgeregt, als plötzlich der Anruf aus dem Krankenhaus kommt, ihr Verlobter Karim hatte einen schweren Unfall und liegt im Koma. Wandas Welt bricht zusammen, statt Hochzeit heißt es Krankenhaus und der Zustand von Karim ist besorgniserregend. Um nicht nur untätig rum zu sitzen und sich unnütz vorzukommen, versucht Wanda Karims Angelegenheiten zu regeln, dabei kommt es zu Ungereimtheiten und neuen Erkenntnissen, die für sie völlig unbekannt sind. Je tiefer sie gräbt umso mehr Geheimnisse und Lügen decken sich auf und dann findet sie auch noch eine Spur zu einem Verbrechen, was Wanda immer häufiger fragen lässt, wer war Karim wirklich? Kannte sie diesen Mann überhaupt? Was ist die Wahrheit? Und hat er wirklich mit alldem, was zu tun?

Jennifer Benkau ist ja für ihre wunderbaren Jugendromane bekannt und ihre Geschichten konnten auch schon mich begeistern, nun soll aber mal was Neues her und so wagt sie sich an ihren ersten psychologischen Spannungsroman. Die Vorstellung von einem geliebten Menschen im Koma ist schon erschreckend genug, aber dann festzustellen, dass man die Person, die dort liegt, vielleicht gar nicht der Mensch ist, für den man in hält, ist einfach sehr beängstigend und meine Neugier war geweckt. Ich wollte erleben was sich Jennifer Benkau da hat einfallen lassen, wie sie mit der Geschichte spielen möchte und wohin sie uns zum Ende führen wird.
Wir lernen Wanda in der schlimmsten Stunde ihres Lebens kennen, der Arzt eröffnet ihr, wie der Zustand ihren Verlobten wirklich ist und das sieht alles andere als hoffnungsvoll aus. Wanda ist völlig taub, sie kann nicht verstehen was gerade um sie herum passiert, sie war doch gerade noch glücklich. Am Krankenbett erkennt sie ihren Karim kaum wieder und die Bevormundungen der Schwestern geht ihr gehörig auf den Keks, die kennen doch ihren Mann kaum und wenn nicht sie, wer weiß es dann am besten. Während sie also probiert mit der Situation klarzukommen und ihr Leben irgendwie dem allen neu anzupassen, kommen kleine Ungereimtheiten ans Tageslicht und Wanda fängt zu grübeln und zu graben an.
Tja und das hat die Autorin wirklich ganz großartig gemacht, während wir im Krankenhaus sind und Karim ans Bett gefesselt kennenlernen, lässt sie zum Kapitel Ende immer die Vergangenheit aufblühen, indem sie in Rückblenden erzählt, wie sie sich kennen- und liebengelernt haben. Dabei hat sie natürlich immer die passende Stelle zu den aufkommenden Missverständnissen und so können wir absolut nachvollziehen, was in Wanda vorgeht. So baut sie natürlich langsam, in vielen kleinen Schritten einen Spannungsbogen auf, der uns Leser fast platzen lässt. Wir wollen doch auch unbedingt wissen, wer ist Karim? Hat sie sich so in ihn geirrt? Was ist damals passiert? Wird sie je die Wahrheit herausbekommen? Das treibt einem beim Lesen an und natürlich wollen wir auch Wandas Reaktion dazu wissen.
Allerdings gibt es für mich so kleine Haken an der ganzen Sache, die mich doch ein bisschen ins Grübeln gebracht haben. Wanda zum Beispiel, so sympathisch ich sie auch finde, frage ich mich doch die ganze Zeit, ist es egal, über die Vergangenheit eines Partners nichts zu wissen? Klar hat sie nachgefragt, aber manchmal nimmt sie viel auch einfach hin, aus Liebe? So hat man oft den Eindruck, dass sie ein bisschen sehr naiv ist und durch die rosa Brille schaut. Dann war für mich natürlich Karims Nationalität ein Punkt, ich weiß gar nicht, wie ich mich dazu ausdrücken soll, aber genau durch diesen Einschlag, war mir von Anfang an klar, wohin die Reise gehen wird. Es ist natürlich kein schlechter Schachzug, aber mir hat das Einiges vorweggenommen.
Nichtsdestotrotz hatte ich sehr schöne Lesestunden mit dieser Geschichte und vieles ist auch wirklich richtig toll gelungen. Wahnsinnig gut hat mir der rote Faden mit den Kinderschlafliedern gefallen, das passte richtig gut rein. Auch das Ende war für mich eine runde Sache. Ich bin ein Fan von solchen Sachen, wenn alles geklärt ist, man aber trotzdem sich noch ein bisschen, was selber zusammen spinnen kann. Auch der Einfluss bezüglich der Ausländerfeindlichkeit, den Wanda und Karim in ihren Alltag zu bewältigen hatten, war gut in Szene gesetzt. Über den Erzählstill von Jennifer Benkau brauche ich glaube ich nicht viel sagen, die Frau kann schreiben und ich mag ihre leichte melancholische Art sehr, es hat immer ein bisschen mehr schwere und tiefe in ihren Sätzen und dieses Talent ist klasse.