Rezension

Wie lebt man als junger Mensch mit großer Schuld?

Zertrennlich - Saskia Sarginson

Zertrennlich
von Saskia Sarginson

Zum Inhalt:
Isolte arbeitet in der Londoner Modebranche und ist mit dem Fotografen Ben zusammen, ihre Zwillingsschwester Viola vegetiert magersüchtig in einem Krankenhaus dahin. Als junge Mädchen unzertrennlich, immer im Schlepptau von zwei Zwillingsbrüdern, lebten sie in einem Wald in Suffolk zusammen mit ihrer Hippie-Mutter. Bis ein großes Unglück geschah, welches letztendlich die Mutter in den Selbstmord trieb, die jugendliche Clique sprengte und die Mädchen einander entfremdete.

Zum Cover:
Die beiden Blondinen mit den ungekämmten Haaren sind sehr schön gewählt, am besten gefällt jedoch das "zertrennlich", welches wie geritzt aussieht und damit Bezug auf einen wichtigen Gegenstand des Buchs nimmt. Mit diesem Cover wird nicht nur eine Stimmung erzeugt, sondern der Inhalt der Geschichte aufgenommen.

Mein Eindruck:
Brillant spielt die Autorin mit Erzählperspektiven (Viola in der ersten, Isolte in der dritten Person) und Zeiten: Abwechselnd wird die Geschichte in der Gegenwart vorangetrieben, um dann die Lesenden in die Vergangenheit zu entführen. Mit dem Wissen des Klappentextes gesegnet (oder verflucht) ist klar, dass etwas Furchtbares passieren wird. Etwas, was bis in die Gegenwart nachhallt und so verfängt man sich in dem Buch ähnlich wie Viola in den Ernährungsschläuchen und Isolte in ihren Albträumen. Besonders teuflisch ist dabei der Umstand, dass die Kinder sich genauso wie Millionen anderer Kinder verhalten, dieses Verhalten jedoch Folgen hat, die unaussprechlich sind. Durch die Eindringlichkeit der Geschichte steigen einem immer wieder Tränen in die Augen und der Kloß im Hals wird von Seite zu Seite dicker.
Glücklicherweise lässt die Autorin den Menschen vor dem Buch nicht im Jammertal sitzen, sondern schafft zwar kein echtes Happyend, aber einen Silberstreifen am Horizont.

Fazit:
Einfühlsam, bedrückend, ehrlich, - einfach perfekt
5 Sterne